kommentar: nur nicht streiken
: Husch, husch, ins Körbchen

Wie seine eigene Spitting-Image-Puppe verknitterte sich das Antlitz von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement. Alles was er an Falten aufzubieten hat, legte er in diesen Fernseh-Appell am Sonntag Abend: Als „Bochumer“ beschwor Clement die Opelaner, wieder an die Arbeit zu gehen – denn nur so könnten sie die Chancen für den Bochumer Opel-Standort verbessern. Was sich schon wenig hoffnungsfroh anhörte, hat auch die Arbeiter bislang nicht umstimmen können.

Zu bedrohlich sind die Ankündigungen von General Motors, zu gegenwärtig ist den Opelanern der schleichende Abbruch ihres Werks, zu viele haben den Weg in Fremdfirmen, in den Vorruhestand gewählt – in den letzten zwanzig Jahren mehr als die Hälfte der Beschäftigten. Die Protestierer wissen: Die Chancen von denen Clement spricht, sie sind kaum größer als die, mit radikalen Aktionen das Management von betriebsbedingten Kündigungen abzubringen und eine Standort-Garantie zu bekommen.

Ein wenig froh stimmt einen im ursozialdemokratischen Chor nach Burgfrieden nur der NRW-Wirtschaftsminister und einstige IG-Metall-Landeschef Harald Schartau – wenigstens er will den Opelanern nicht vorschreiben, was sie zu tun haben. Dass aber ausgerechnet Clement die zur Raison ruft, die längst gemerkt haben, dass sie zu den ersten großen Opfern der Clementschen Arbeitsmarktreformen werden können – dreister hätte es wohl auch Clements Spitting-Image-Puppe nicht formuliert. CHRISTOPH SCHURIAN