Der Mann fürs Kleine

Filmhaus und Kino in der Brücke zeigen zu Udo Kiers 60. Geburtstag eine Werkschau des Kölner Schauspielers

Gerne erzählt Udo Kier davon, wie es war, zwischen Madonnas Beinen zu liegen. Beschreibt den Schauspielerberuf als Prostitution, wobei er doch immer der einfache Junge aus dem Mülheim der Nachkriegszeit geblieben sein will. Er scheint sich in seiner Rolle zu gefallen: die vom armen Kölner Arbeiterkind, das die internationale Karriere geschafft hat und doch so „down to earth“ geblieben ist.

Nun ist Udo Kier 60 Jahre alt geworden, und das Kino in der Brücke sowie das Filmhaus Kino feiern das Jubiläum des einzigen Hollywoodstars Kölns noch bis zum 7. November mit einer Werkschau. Am Sonntag wurde mit fünf Filmen im Kino in der Brücke gefeiert. Kier schrieb bereitwillig Autogramme und stellte sich zwischen den Vorführungen den Fragen der Zuschauer.

Seit Andy Warhols „Dracula“ hat Kier in den USA keine wirklich großen Rollen mehr gespielt. Er ist der Mann fürs Kleine, dessen Gage für die großen Produktionen zu gering sei, wie er selbst sagt. Bei Christoph Schlingensief und Lars von Trier gehört er hingegen schon lange zum Inventar. „Bei Lars darf ich gar nichts machen, bei Christoph darf ich alles machen“, schwärmt Kier. „Ich darf nicht nur den Teufel spielen, ich darf auch die Tante vom Teufel spielen.“

Mehr als 140 Filme sind in seiner Vita schon zusammen gekommen. Manche „Swimmingpool“- oder „Kamin“-Rollen waren schon dabei, also Filme, die er annahm, um eine neue Anschaffung tätigen zu können, nichts aber, was er heute bereue, sondern lediglich vergessen habe. „Ich spiele lieber mal in Amerika eine kleine Rolle, die in der ganzen Welt gesehen wird, als eine deutsche Produktion, die dann nur in irgendeinem Goethe-Institut herumliegt“, begründet Udo Kier die Auswahl seiner Rollen.

Zwei Mal war in den letzten Jahren auch Hitler dabei. Eine Rolle, die seiner Meinung nach keiner besonderen Vorbereitung bedarf: „Ganz einfach: Haare ins Gesicht kämmen, Schnauzer ankleben und ein bisschen rumbellen“, sagt Kier. Heute kann man das Ergebnis nochmals in Christoph Schlingensiefs „100 Jahr Adolf Hitler – Die letzten Stunden im Führerbunker“ um 22 Uhr im Filmhaus sehen. Sandra Pingel

Programm: www.koelner-filmhaus.de ; Filmhaus (Maybachstr. 111)