Leben statt parken

Autofreies Wohnprojekt an der Saarlandstraße wundert sich über gemächliches Arbeitstempo der Behörden und zweifelt am Willen zur wachsenden Stadt

Eine Gruppe, die das Projekt „Autofreies Wohnen Saarlandstraße“ abrunden will, hat den Behörden vorgeworfen, auf ihre Kosten „Schwarzer Peter“ zu spielen. Obwohl seit 1998 klar sei, dass das betreffende Grundstück Teil der 1999 begonnenen autofreien Siedlung zwischen Saarlandstraße und Barmbeker Stichkanal sein solle, sah sich die Stadt bisher nicht zu einer Anhandgabe in der Lage. Die Leute von der Interessengemeinschaft Saar II fühlen sich verschaukelt und fragen sich, was sie vom Leitbild wachsende Stadt zu halten haben, wenn selbst ein so bescheidenes Projekt nicht vorankommt.

Die Interessengemeinschaft Saar II besteht aus 45 Parteien, die in der Siedlung autofrei wohnen wollen. Sie haben den Eisenbahnbauverein Harburg als Bauherren gewonnen. 2002 hat sich die Gruppe nach eigenen Angaben zum ersten Mal um das Grundstück beworben. Sie löste damit die Genossenschaft Wohnwarft ab, die bereits 1998 hier ein Wohnprojekt beantragt hatte.

Das Problem scheint darin zu liegen, dass die Wohnungen für Saar II zum Teil auf einem vermieteten Parkplatz errichtet werden sollen. „Es muss eine Lösung für die Parkplätze gefunden werden“, sagt Claudia Eggert von der Stadtentwicklungsbehörde. Eine Chance dafür sei der Gebäuderiegel, der die Siedlung vor dem Lärm der Saarlandstraße schützen soll. Dieser sollte zunächst überwiegend gewerblich genutzt werden – ein Konzept, für das sich kein Investor fand. Jetzt habe der Senat grünes Licht für eine Erhöhung des Anteils an Wohnungen gegeben. Das Bezirksamt Nord arbeite an einer Änderung des Bebauungsplans. Der Eisenbahnbauverein als Investor steht bereit. Als Lösung für das Parkplatzproblem käme eine Tiefgarage in Frage.

„Unser Vorwurf ist, dass die Behörden jetzt erst mühsam anfangen, darüber zu reden“, sagt Gisela Petersen von Saar II. Das Bezirksamt, die Bauagentur und die Liegenschaftsbehörde schöben die Zuständigkeit wie einen schwarzen Peter hin und her. Erst kürzlich sei ein Gesprächstermin von Oktober auf November verschoben worden. Petersens Ansicht nach hätten die Behörden das Projekt längst voranbringen können. Schließlich sei das Problem des Parkplatzes nicht neu, sondern lediglich die Änderung des Bebauungsplanes für den Gebäuderiegel. Die Parkplätze würden zum Beispiel zur Hälfte nicht benutzt. „Man hätte längst drüber reden können, wie groß der Bedarf daran ist“, findet Petersen. Gernot Knödler