Fluxus-Happening hinter Plexiglas

Die Ausstellung „Die Bücher der Künstler“ beendet ihre Weltreise im Neuen Museum Weserburg – 650 Künstlerbücher als Dauerleihgabe mit Exponaten von Joseph Beuys, Jörg Immendorf, Emmett Williams und Dieter Roth – und ein paar mehr

Scheiße in allen erdenklichen Varianten: Ob „Scheiße Bücher“, „Die gesamte Scheiße“ oder „Frische Scheiße“ – über die Bücher von Dieter Roth freuen sich die Ausstellungsmacher des Neuen Museums Weserburg in besonderem Maße. Direktor Thomas Deecke präsentiert die neueste Errungenschaft für das Studienzentrum für Künstlerpublikationen: Die Wanderausstellung „Die Bücher der Künstler“ wird dauerhaft in Bremen bleiben – nach zähen Verhandlungen. Das entscheidende Argument: „Nur hier in Bremen wird die geschlossene Form des Archivs gewahrt bleiben“, so Deecke. „Andere Museen hätten die Sammlung vielfach zerpflückt.“ Viele Interessenten, darunter auch die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ in Berlin, hatten sich für die über 650 Exponate interessiert.

Bis zum 22. Februar 2004 können sich die BesucherInnen nun einen umfassenden Überblick verschaffen: Zum letzten Mal in dieser Form und leider – aber verständlicherweise – nicht zum Anfassen. Hinter Plexiglas-Scheiben werden die Künstler-Bücher vor Fettfingern geschützt. Nach dem Ende der Ausstellung wird die Sammlung Künstlerbücher in das Archive for Small Press & Communication des Museums eingehen: Als Dauerleihgabe des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa).

Michael Glasmeier, derzeit Professor an der Hochschule für Künste in Braunschweig, konzipierte 1994 die Wanderausstellung für die ifa – aus Mitteln des Auswärtigen Amtes und des Landes Baden-Württemberg. „Die Ausstellung spiegelt den Markt von 1994 wieder“, so Glasmeier. „Sie ist wahrscheinlich die weltweit umfangreichste Sammlung von Künstlerbüchern.“ Die Exponate reisten acht Jahre lang um den Globus und wurden unter anderem in New York, Jerusalem, Sofia und St. Petersburg gezeigt.

In zehn Kapiteln, beginnend mit Fluxus und Happening, beschränkt sich „Die Bücher der Künstler“ auf das gedruckte, verlegte Künstlerbuch seit den 60er Jahren. Doch zeigt sie, dass es sich bei diesem Medium seitdem um einen wesentlichen Bestandteil des künstlerischen Selbstverständnisses handelte. Kunst sollte nicht mehr allein museal verbreitet werden. Die Öffentlichkeit wurde in einem handlichen Format gesucht.

Die vier weiteren thematischen Kapitel „Forscher und Sammler“, „Schriftsteller und Theoretiker“, „Maler und Zeichner“ sowie „Dokumentaristen und Kopisten“ gliedern die umfassende Ausstellung. So finden sich in den Schaukästen Werke von Joseph Beuys, Jörg Immendorf, Emmett Williams und Dieter Roth. Zudem werden Publikationen verschiedener Verlage wie der Edition Hundertmark und der Edition Hansjörg Mayer gezeigt: In den alten, sinnlichen, noch für den weltweiten Transport konzipierten Holz-Plexiglas-Vitrinen. Dirk Strobel

bis zum 22. Februar 2004 im Neuen Museum Weserburg. Katalog zum Sonderpreis von 8 Euro (statt 25 €) für die Dauer der Ausstellung