Siedler lassen Scharon abblitzen

Gespräche über Gaza-Abzug ergebnislos. Israels Premier will Parlament dennoch abstimmen lassen. Human Rights Watch verurteilt Häuserzerstörungen in Rafah

JERUSALEM ap ■ Die Differenzen zwischen Israels Premier Ariel Scharon und jüdischen Siedlern haben sich nach einem ergebnislosen Gespräch über den Gaza-Abzug zugespitzt. Siedlerführer Jehoschua Mor Jossef äußerte sich bitter enttäuscht über das Treffen: „Der Ministerpräsident ist für uns unerreichbar“. Scharon dagegen bezeichnete die Drohungen der Siedler als große Gefahr für den Frieden.

Scharon sorgt sich vor allem über den Aufruf eines einflussreichen Rabbiners an orthodoxe jüdische Soldaten, sich Befehlen zur Evakuierung von Siedlungen zu widersetzen. Er bekräftigte seine Absicht, seinen Abzugsplan am 25. Oktober dem Parlament zur Abstimmung vorzulegen – trotz einigen Widerstands in seiner eigenen Likud-Partei. Ein Referendum über den Abzug lehnte er abermals strikt ab.

Human Rights Watch beschuldigte Israel derweil, mit der Zerstörung von Häusern in den besetzten Gebieten gegen das Völkerrecht zu verstoßen. Allein in Rafah an der Grenze zu Ägypten seien rund 16.000 Menschen obdachlos geworden. Die israelische Armee hat in Rafah ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleichgemacht, um nach eigenen Angaben den Waffenschmuggel durch unterirdische Tunnel zu unterbinden.

Israelische Soldaten haben gestern im Gaza-Streifen sechs Palästinenser getötet. Zwei Mitglieder der Hamas wurden im Süden Israels getötet, als sie den Sperrzaun überwunden hatten. Ein Mann trug nach Armeeangaben einen Sprengstoffgürtel, der explodierte. Später eröffneten bei Kissufim zwei bewaffnete Palästinenser das Feuer auf Soldaten und verletzten einen von ihnen. Die Truppen töteten die Angreifer. Unweit von Rafah töteten Soldaten zwei Palästinenser, die nahe einem Armeeposten eine Bombe legen wollten.