Mut zur Vernetzung

Wo ist der Wandel, den die Blogger-Konferenz re:publica verspricht? Jedenfalls nicht bei den klassischen Medien

Die Blogger-Konferenz re:publica in Berlin ist vorbei. Es wurde viel diskutiert. Doch nur wenige Journalisten der klassischen Medien verirrten sich dorthin. Das war jedoch ein Fehler. Denn gerade die können jede Menge von den neuen Medien lernen.

Als Erstes sollten sie sich das Motto der Konferenz „Shift happens“ mal zu Herzen nehmen und sich von ihren konservativen Einstellungen trennen. Ihr Grundproblem: Sie wollen jeden Leser für sich allein. Deswegen scheuen sie sich, externe – und insbesondere Links anderer Medien – anzugeben. Auch mehr thematische Verlinkungen innerhalb eines Mediums wären schön. Derzeit sind Print und Co. aber noch zu „kurzsichtig“, sagt Albrecht Ude vom „Netzwerk Recherche“. Dabei wäre diese Vernetzung eine enorme Bereicherung. Für beide Seiten: Journalisten und Nutzer.

„Eigentlich ist es eine traumhafte Situation“, sagt Ude. Denn das Internet bietet so viele Informationen und Möglichkeiten, und „genau das brauchen Journalisten, um ihren Job zu machen“. Insbesondere auf Blogs kann viel mehr untergebracht werden als in jedem anderen Medium. Die Blogger sind zudem meistens unabhängig und sie können auch wesentlich schneller reagieren. Gerade für den Medienjournalismus eine enorme Chance.

Diese haben bisher aber nur die wenigstens der rund 80 Medienblogs in Deutschland genutzt. Dass es auch anders geht, beweist der Bildblog. Das wohl berühmteste Beispiel für gute Medienkritik. Auch eine Hand voll anderer Medienblogs, wie medienrauschen.de und stefan-niggemeier.de können sich sehen lassen. In den USA ist die Blogosphäre allerdings viel weiter. Dort versteht sich beispielsweise die Homepage regrettheerror.com als direktes Korrektiv der Medien. Da kann Deutschland leider noch nicht mithalten. Die Medienblogs hier sind laut Thomas Leif, erster Vorsitzender vom „Netzwerk Recherche“, einfach eine „sehr heterogene Landschaft mit erheblichen Qualitätsunterschieden“. Insbesondere die Internetaufritte der klassischen Medien sind noch enorm ausbaufähig. Es gibt immer noch zu viele gefakte Informationen, wie die Ankündigung des Winnenden-Attentäters oder den Wikipedia-Eintrag zum neuen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Albrecht Ude kann sich daher vorstellen, dass die Online-Medienkontrolle weiter zunehmen wird.

Auch für die Leser hätte es Vorteile, wenn die Medien sich mehr vernetzen würden. Sie könnten direkter auf Informationen zugreifen und sich dadurch besser orientieren. Die schönen Folgen: mehr Zufriedenheit bei den Lesern. Mehr Klicks.

Also klassische Medien, worauf wartet ihr? Vernetzt euch!

KATHARINA FINKE