Obst lernen im Vorschulalter

Eine neue Kampagne will über Mitarbeiterinnen-Workshops bundesweit mehr Bio-Essen in die Kindertagesstätten bringen. Auch in Berlin gibt es das bisher noch sehr selten

„Mit den 1,07 Euro vom Bezirksamt pro Tag für jedes Kind kommen wir aus, dafür kochen wir 100 Prozent Bio“, erklärt Brunhilde Schütz, Küchenleiterin der Kita Bambini-Oase in Prenzlauer Berg, den Workshop-Teilnehmern im Raum. Die kommen selbst aus Berliner Kitas und wollen genau das auch gern: den Kindern in ihren Einrichtungen Essen aus biologischem Anbau anbieten.

Der Workshop ist Teil einer bundesweiten Kampagne: „10 Prozent Bio – das kann jeder“ heißt die Initiative des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, mit der Kitas, Ganztagsschulen, Kliniken und Heime über die Möglichkeiten zum Bio-Kochen informiert werden sollen. Auf gerade mal eine Hand voll schätzt Ulrike Fiddicke von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V. (FÖL) die Zahl der Kindertagesstätten in Berlin, die Bio-Essen anbieten, wenn auch nur ab und zu. „Aber genau das ist die Idee, ein bisschen schafft jeder“, sagt sie. „Man kann zum Beispiel erst einmal nur Obst und Gemüse vom Bio-Großhandel oder direkt vom Bauern kaufen.“ Werde nach Saison gekauft, sei das auch nur unwesentlich teurer als konventionelles Essen.

Die Kosten sind das Hauptargument gegen das Essen mit Bio-Siegel. Dabei kann man sie senken. „Bei einem ausgewogenen Speiseplan muss nicht jeden Tag Fleisch auf dem Teller liegen“, so Fiddicke. „Viele Kitas bieten es so oft an. Fleisch ist in Bio-Qualität jedoch deutlich teurer.“ Dabei könne auch Getreide – gerade schnellgarende Sorten wie Hirse, Buchweizen oder Quinoa – Abwechslung bringen. Aufgabe der Küchen ist, es für die Kinder ansprechend und fantasievoll zuzubereiten. „Auch die Erzieher sind gefragt“, meint Ulrike Fiddicke. „Sie müssen die Kinder ermutigen, vermitteln, dass Bio-Essen gut schmeckt.“

So braten dann beim Praxisteil des Workshops Dinkel-Burger mit Lauch, Möhren und Zwiebeln in der Pfanne. Die Linsencremesuppe wird mit roten Linsen gemacht – die sind gut bekömmlich auch für kleine Kinder und müssen vor dem Kochen nicht erst eingeweicht werden. Schnelle Rezepte, die Kindern schmecken – das scheint im Alltag in der Kita-Küche umsetzbar, auch wenn Personal und Mittel knapp sind.

Die Küche der Bambini-Oase ist seit 1999 auf ökologisch und vollwertig umgestellt. Die 1,07 Euro täglicher Essenszuschuss vom Bezirk sind leicht erhöht – normal sind 96 Cent – unter der Voraussetzung, dass die verwendeten Produkte nachweisbar Bio-Lebensmittel sind. Die Umstellung war als Pilotprojekt aus einer Initiative des Vereins pro agora gestartet. JULIANE GRINGER

An Brandenburger Ganztagsschulen richtet sich eine Veranstaltung im Bildungsministerium in Potsdam am Montag, 25. Oktober, von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Infos: www.biokannjeder.de