Tennisnachhilfe

Wolfsburgs Trainer erklärt die 2:3-Niederlage in Freiburg damit, dass Fußball schwerer als Tennis ist

Freiburg taz ■ 2500 Eintrittskarten hatte der SC Freiburg nach Wolfsburg geschickt – 2500 kamen zurück. Dass sich dann doch noch etwa 100 Menschen mit Sympathien für Grün-Weiß Tickets besorgten, lag auch an Christian Schaaf. Der fuhr den Fanbus, an Bord 40 Unentwegte: „In Stuttgart waren es noch weniger“, zuckte er die Schultern ob der Fan-Auswärtsschwäche. Im östlichen Niedersachsen flögen die Sympathien nun mal den drittklassigen Braunschweigern zu: „Wolfsburg ist eine neue Stadt mit neuem Fußball.“

Zur großen Freude des heimischen Publikums machte sich das Häufchen sogleich daran, „Freiburg, wir hören nichts“ anzustimmen. Dass von ihrem Team kaum etwas zu sehen war, hätte ihnen indes größere Sorgen bereiten müssen. Folgerichtig stand es in der 33. Minute bereits 2:0 für den SC - der sonst im Abschluss eher schüchterne Alexander Iashvili sollte insgesamt drei Mal treffen. Ein Aufbäumen der Wölfe vermisste dennoch nicht nur Kapitän Miroslav Karhan: „Unverständlich, warum wir da so passiv waren.“ Erst nach dem Seitenwechsel – Karhan spielte nun zentral – ging der VfL engagierter zu Werke. Den für Fernando Baiano ins Spiel gekommene Marko Topic bekam die SC-Abwehr erst in den Griff, nachdem er auf 2:1 verkürzt hatte. Da Iashvili jedoch in der 76. Minute erneut getroffen hatte, war das 3:2 durch Maik Franz lediglich das Vorspiel zum Abpfiff.

Nachdem sich der VfL „eingerissen hat, was gegen Hertha aufgebaut wurde“ (Franz), war Trainer Jürgen Röber hörbar ungehalten. Wer wie Topic einen Ball aus zwei Metern gegen die Latte donnere, statt „einfach den Fuß hinzuhalten“, solle einmal beim Tennis vorbeischauen: „Wenn ich beim Volley aushole, ist der auch im Aus.“ Spielentscheidender als das Desinteresse am weißen Sport sei aber die erste Hälfte gewesen, in der man hinten zu passiv und in der Vorwärtsbewegung zu unentschlossen gewesen sei. Das „Gerede um die Defensivschwäche“ habe dazu geführt, dass Überzahl in der Abwehr als Selbstzweck begriffen werde. Wenn man dann aber „nicht zum Gegner hinschiebt“ und auch bei Ballbesitz „5:2-Überzahl in der eigenen Hälfte“ belasse, verliere man.

Kurz darauf machte sich ein Bus mit Helmstedter Kennzeichen und 40 VfL-Fans auf den Weg gen Norden: „Vor drei Uhr morgens sind wir nicht zu Hause“, rief Busfahrer Schaaf noch. Von den Fahrgästen sah keiner so aus, als wolle er beim nächsten Auswärtsspiel seine Freunde mitnehmen. CHRISTOPH RUF