Hilfe für den Uni-Streik

Die Studenten an der TU Berlin streiken weiter gegen die Sparpläne des Senats. FDP, Gewerkschaften und Studenten der anderen Unis finden das toll. Morgen gibt es Vollversammlungen an HU und FU

von RUDI NOVOTNY

Vielleicht lassen sich die Proteste ausdehnen. Zumindest Andreas Baumeister, Kulturreferent des TU-Astas, ist vorsichtig optimistisch. „Der Streik hat sich über das Wochenende gehalten, und mittlerweile sind wir über 100 Aktive.“ S-Bahn-Vorlesungen, Bau eines Slums vor dem Gebäude der Architekturstudenten, die Besetzung des Telefunken-Gebäudes und morgen um 10 Uhr eine öffentliche Vorlesung vor dem Roten Rathaus – der Streik scheint zu laufen.

Ob die 100 Aktiven aber wirklich die Mehrheit der Kommilitonen erreichen, ist fraglich. Sechs Stunden nach Beginn der Hausbesetzung stehen am Hintereingang nur noch fünf Streikposten. Einer von ihnen, er möchte seinen Namen nicht nennen, meint lakonisch: „Wir bleiben, so lange wir noch Leute haben. Aber schauen Sie sich die Zahl der Leute, die hier stehen, doch an.“ Morgen um 14 Uhr gibt es die nächste Vollversammlung an der TU. Dann wird sich entscheiden, ob die Mehrheit der Studenten den Streik überhaupt fortsetzen will. Mit dem Streik protestieren die Studenten gegen die Uni-Sparvorgaben des rot-roten Senats.

Zumindest die Solidaritätserklärungen für die Studenten der TU werden immer mehr. Nach GEW, Ver.di und dem Personalrat der TU sind jetzt auch die Studenten der anderen Universitäten solidarisch. Streik und Protest seien die einzig sinnvollen Maßnahmen gegen die Sparpolitik, so der Asta der Freien Universität (FU), schließlich hätten die Hochschulleitungen schon in den letzten Jahren den „Kürzungen des Senats“ nichts entgegenzusetzen gehabt. Damit der Widerstand auch in der FU Form annimmt, gibt es morgen um 12 Uhr eine Vollversammlung. Dabei soll über Kürzungen, Zugangsbeschränkungen und Studienordnung diskutiert werden. Zwei Stunden später ziehen dann die Kommilitonen der Humboldt Universität nach.

Einen Tag schneller sind die Studierenden des Otto-Suhr-Instituts für Poltische Wissenschaften an der FU. Schon heute um 14 Uhr findet hier eine Vollversammlung statt. Anja Mößner, Mitinitiatorin des Veranstaltung: „Seminare, die für 25 Studierende konzipiert wurden, sind mittlerweile mit bis zu 100 Leuten gnadenlos überfüllt.“ Daher soll am kommenden Dienstag ein studentischer Institutstag durchgeführt werden, auf dem die Studenten „Kritik formulieren“ und „Alternativen erarbeiten“ wollen.

Ermutigt werden sie von ihren Professoren – seit gestern haben drei von ihnen für zwei Wochen die Arbeit niedergelegt: Peter Grottian, Wolf-Dieter Narr und Fritz Vilmar. „Die Bedingungen für das Grundstudium sind lernfeindlich“, so Grottian. Neben der Besetzung von drei vakanten Hochschullehrerstellen und zehn zusätzlichen Lehrbeauftragten verlangen die Professoren auch ein „Notprogramm für Bildung, Schule, Hochschule und Jugend“.

Bei so viel Solidarität will sich auch die Opposition nicht länger fernhalten. Christina Vardakis, Sprecherin der FDP-Fraktion: „Ich begrüße die Proteste. Durch die geforderten Einsparungen stehen die Universitäten mit dem Rücken zur Wand.“ Wer sparen wolle, müsse auch sagen, wo gespart werden solle. „Darüber muss jetzt stadtweit diskutiert werden. Die Uni-Proteste leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Daher hoffe ich, dass sich ihnen noch mehr Teilnehmer anschließen werden.“