Die Stadt mit dem Euro-Plus

Langenfeld scheffelt Millionen: Die Stadt fährt inmitten von bankrotten Kommunen ein dickes Haushaltsplus ein. Verantwortlich seien gut bezahlte Angestellte und hohe Gewerbesteuern

VON KARSTEN SCHUELE

Kaum eine kommunale Kasse im Ruhrgebiet, in der nicht gähnende Leere herrscht. Nur eine kleine Stadt mit Namen Langenfeld, mittig im Dreieck Düsseldorf-Solingen-Leverkusen gelegen, leistet erbitterten Widerstand – und zwar ziemlich erfolgreich. Die 59.000 Einwohner zählende Gemeinde erwartet im laufenden Haushaltsjahr einen Überschuss von rund 6 Millionen Euro.

Langenfeld ist die absolute Ausnahme – Schätzungen des Städtetages NRW zufolge fehlen den Gemeinden mindestens 5,6 Milliarden Euro. Und die Verschuldung steigt gerade in den Revierkommunen. Oberhausen zum Beispiel hat Kassenkredite in Höhe von 611 Millionen Euro aufgenommen, in Duisburg sind es 684 Millionen Euro, in Essen 698 Millionen Euro. Für die nächsten Jahre erwartet keine dieser Städte einen ausgeglichenen Haushalt.

Das Langenfelder Rathaus jedenfalls ist fest in schwarzer Hand. Mit 55,1 Prozent der Stimmen haben die Wähler die CDU bei den nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen bestätigt. Bei einer Wahlbeteiligung von 59,5 Prozent muss zudem schon von geringer Politikverdrossenheit gesprochen werden – NRW-weit lag die Beteiligung im Schnitt bei unter 50 Prozent.

„Wir wirtschaften nach der einfachen kaufmännischen Regel: Man kann nur so viel ausgeben, wie man eingenommen hat“, sagt Stadtkämmerer Detlef Müller: In den letzten Jahren sei es gelungen, verstärkt Unternehmen anzusiedeln und eine kontinuierliche Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen zu erreichen; mittlerweile die wichtigste Säule des Haushalts. „Momentan“, so Müller, „liegen wir 6,5 Millionen Euro über Plansatz. Abgerechnet wird aber am Schluss“. Immerhin müsse man noch Teile an Bund, Land und Kreis abführen. „Seit 1986 finanzieren wir nicht mehr auf Pump. Bis 2009 wollen wir schuldenfrei sein“, sagt Müller. Momentan habe die Stadt noch 9 Millionen Euro Schulden.

Die SPD sieht das Plus eher der geographischen Lage Langenfelds geschuldet. „Von hier aus kommen Unternehmer überall schnell hin,“ sagt Hans Otte, Vorsitzender einer der drei SPD-Stadtverbände. Zu den Fernstraßen A59, A3 und A542 sei es nur ein Katzensprung. Entscheidend sei aber auch: „Unser Personal in der Stadtverwaltung wird gut bezahlt.“ Für ebenso wichtig hält er ein gewissenhaftes Gebäudemanagement. „Durch konsequente Gebäudepflege vermeidet man nachträgliche umfangreiche Instandsetzungsarbeiten“, erklärt Müller.

Das Umsatzplus hat selbst die SPD-Opposition mundtot gemacht. „Hier und da würde ich dann vielleicht doch etwas anders machen“, sagt Hans Otte nur. „Die machen das schon ganz gut hier.“