Sparbeschluss bringt Theologen in Rage

Die Uni bangt um ihren Fachbereich Evangelische Theologie, weil der CDU-Senat zentralen Studiengang abschaffen will. Dekanat wirft Wissenschaftssenator Jörg Dräger „Unkenntnis“ vor. Uni-Chef Jürgen Lüthje meldet Widerstand an

Am Donnerstag feiert der Fachbereich Evangelische Theologie der Universität sein 50-jähriges Bestehen, doch die Stimmung unter den Jubilaren ist gedrückt: Hat doch der CDU-Senat beschlossen, die „Pastorenausbildung“ an der Uni einzustellen. Gemeint ist der Pfarramtsstudiengang, eins von vier Studienangeboten an der Sedanstraße. Die sechs theologischen Institute wehren sich „aufs Schärfste“ gegen den Einschnitt, so Dekan Stefan Timm. Denn der Pfarramtsstudiengang gilt als Herzstück des Fachbereichs. Timm: „Der Evangelischen Theologie in Hamburg werden faktisch die Arbeitsgrundlagen entzogen.“

Hamburg und Schleswig-Holstein hatten kürzlich die Aufteilung von Studienangeboten per Staatsvertrag vereinbart (taz berichtete). Demnach ist die bisher an beiden Unis in Hamburg und Kiel „angebotene Pastorenausbildung ab dem Wintersemester 2005 an der Kieler Universität zu konzentrieren“. In Hamburg, ist Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) überzeugt, könne so die Theologie als Religionswissenschaft mit Diplom- und Magisterstudiengängen und die Religionslehrerausbildung erhalten bleiben. Die Studienplätze im Fachbereich sollen um ein Drittel schrumpfen. „Die vorhandenen Studienplätze wurden strukturell nicht ausgenutzt“, argumentiert der Senat.

Dem aber widerspricht Theologie-Dekan Timm und wirft der Behörde „Unkenntnis“ vor. Mit einer „unvorstellbaren Verwirrung“ reagiere der Fachbereich auf Drägers Ankündigung, ohne den Pfarramtsstudiengang könnten weiterhin Religionslehrer ausgebildet werden. Wie Timm erklärt, bietet der Pfarramtsstudiengang nämlich den fachlichen Anteil. Seine Abwicklung hieße das Aus für die wissenschaftliche Theologie in Hamburg. Falle dieser Teil samt seiner Professuren weg, „ist keines unserer Institute weiter zu betreiben“, warnt der Professor.

Zugleich empört er sich über die Wortwahl von Dräger, die „Pastorenausbildung“ aufzugeben: „Der Begriff macht mich sprachlos.“ Keine einzige Uni betreibe Pastorenausbildung. Für diesen Beruf sei eine mehrjährige Vikarszeit in der Kirche nötig. „Aber das begreift die Behördenicht“, so der Dekan genervt. Auch den Vorwurf mangelnder Nachfrage weist er zurück. Der Pfarramtsstudiengang wie das gesamte Angebot an der Sedanstraße sei mit 126 Prozent mehr als ausgelastet. Zwar träfe es zu, dass Kiel mit etwa 50 Prozent Auslastung Nachwuchssorgen hätte. „Aber das müssen die Kollegen selbst regeln.“

Schützenhilfe bekommt Timm jetzt von Uni-Chef Jürgen Lüthje. Öffentlich meldete dieser vorige Woche seinen „Widerspruch“ gegen die Senatspläne an und forderte ein Gespräch zwischen den Landesregierungen, Kirche und den Unis. „Es darf nicht sein“, monierte Lüthje, „dass die Politik Details der Hochschulplanung bestimmen will.“ EVA WEIKERT