Ohne Geschäftsbereich

taz-Autor Thomas Gsella auf dem Weg in den Landtag

Er ist Lyriker, Satiriker, taz-Autor (“die wahrheit“) – und auf dem Weg in den Landtag: Am Sonntag hat die nordrhein-westfälische Gründung der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ (PARTEI) Thomas Gsella den Weg ins Düsseldorfer Parlament geebnet. Auf der Landesliste steht Gsella jetzt auf einem guten dritten Platz, muss sich aber trotzdem gegen fieses Polit-Mobbing durchsetzen: „Typisch, das ich keinen Geschäftsbereich habe“, so Gsella zur taz. „Während ich in Frankfurt war, haben sich die Kollegen versucht, sich die ganze Macht zu sichern“ – der geborene Essener arbeitet nicht nur im Revier als Vater einer Tochter, sondern engagiert sich im Nebenjob am beschaulichen Main auch noch als Redakteur des zentralen Parteiorgans titanic.

Mag Bundespartei- und titanic-Chef Martin Sonneborn Gsella auch als „alten verwirrten Mann, der gern Alterspräsident des Landtags werden kann“ abtun – das Programm des unpolitischen Genies spricht für sich: Gsella fordert nicht nur den achtspurigen Ausbau der Autobahn 40 („da bin ich vorn, selbst die FDP will nur sechs Spuren“) und die Senkung der Pommespreise, er will auch für den Neubau von mehr Altbauten kämpfen. Das sei zwar „nicht einfach“, aber finanzierbar, weiß der in der Ruinenlandschaft des Ruhrgebiets Aufgewachsene: „Dann müssen eben die Mieten erhöht werden, damit da nicht mehr so viele drin wohnen können.“

Besonders für die in NRW mitregierenden Sozialdemokraten brechen mit dem durch nichts mehr zu bremsenden Aufstieg Gsellas in die Landespolitik harte Zeiten an: Da die PARTEI gerade in NRW darauf setzt, dass sich „beide Teile Deutschlands durch räumliche Abtrennung der ehemaligen DDR wieder erholen können“, schließt er eine Koalition mit der SPD kategorisch aus: „Die sind doch so langweilig – und haben seit den Ostverträgen nichts mehr gegen die Wiedervereinigung getan.“ WYP