yaqueline castellanos
: Stuttgart will Sängerin live verhaften

Obwohl die Exilkubanerin mit einem Deutschen verheiratet ist und spanisches Aufenthaltsrecht hat, will die Ausländerbehörde gegen sie vorgehen

In der Latino-Musikszene ist sie ein Star, für die Ausländerbehörde der Stadt Stuttgart nur ein „ärgerlicher Vorgang“. Yaqueline Castellanos arbeitet gerade an ihrer neuen Solo-CD. Vor allem in den USA wartet eine große Fangemeinde der „Grande Dame de Son“ auf die Neuerscheinung. In Stuttgart wartet die Polizei. Schriftlich ließ der Chef der Ausländerbehörde, Dieter Biller, jetzt dem Anwalt der Sängerin mitteilen: „Sollte Ihre Mandantin am 15. November bei einem Konzert in Sindelfingen auftreten, muss sie mit ihrer Festnahme rechnen.“

Seit einem Jahr kämpft der Chef der als besonders rigide geltenden Ausländerbehörde einen grotesken Privatkrieg gegen die Sängerin und ihren deutschen Ehemann, den 44-jährigen Jazz-Bassisten Branko Arnsek. Damals, am 13. November 2002, standen morgens um sieben Uhr fünf Polizeibeamte vor der Haustür von Arnsek. „Ich hatte Streit mit meinem Vermieter wegen einer defekten Dusche“, erzählt Arnsek. „Daraufhin hat er mich wegen Frauenhandels mit Kubanerinnen angezeigt.“ Aber die Beamten, die erst nach eineinhalb Stunden einen ordnungsgemäßem Hausdurchsuchungsbefehl vorlegten, fanden anstatt der illegalen Frauen nur Yaqueline und ihre Tochter Olvido.

Der Behördenapparat lief dennoch auf vollen Touren. Obwohl Yaquelin Castellanos seit neun Jahren mit Aufenthaltsrecht in Spanien lebt, stempelte die Stuttgarter Ausländerbehörde ihren Pass mit dem Vermerk „Zur Ausreise“. Als die Sängerin längst wieder zurück in Barcelona war, folgte sogar die „Ausweisungsverfügung“ – ein Bescheid der Ausländerbehörde, der die Wiedereinreise von Castellanos für mindestens ein Jahr unmöglich machte. Um seine Lebensgefährtin zu sehen, musste der Musiker und Komponist Branko Arnsek sie in Straßburg hinter der Grenze treffen. Im Juni dieses Jahres heirateten die beiden schließlich in Dänemark, doch auch mit Trauschein blieb die Einreise der Sängerin, die nie zuvor polizeilich aufgefallen war, verboten.

Behördenchef Dieter Biller hatte inzwischen die Nachbarn von Arnsek und die Musiker seiner Bands ausfragen lassen und dabei den Verdacht gewonnen, „dass sich Frau Castellanos länger als die erlaubten sechs Monate in Deutschland aufgehalten hat“. Obwohl er im Gespräch zwar etwas kleinlaut zugibt, dass der Fall verfahren sei und wahrscheinlich schnell gelöst wäre, will er härter durchgreifen. Für kommenden Samstag, wenn Yaqueline trotz Einreiseverbot und Verhaftungsandrohung im Sindelfinger Club „El Paso“ auftreten will, hat Biller Großalarm gegeben.

Die schwäbische Posse droht zu eskalieren. Denn Ehemann Branko Arnsek hat die Nase voll. „Ich lasse meine Frau nicht verhaften“, betont er. „Ich werde eine Armee von Bodyguards engagieren.“ PHILIPP MAUSSHARDT
EVA KURZ