,,Cow“ und das Songwriter-Duo Künnecke & Smukal im Thalia Nachtasyl
: Warme Klänge im kalten November

Es ist die Sehnsucht nach etwas Schönem, etwas Besonderem, die der Monotonie früher hereinbrechender Dunkelheit und sinkender Temperaturen ein wenig Glanz verleihen kann. Doch diese Sehnsucht muss Erfüllung finden, sonst löst sie sich auf in einem Gefühl hoffnungsloser Melancholie.

Eine ideale Möglichkeit dieser drohenden Schwermut zu entkommen, ist, sich einem Programm zu überlassen, dessen Gelingen schon im Vorfeld garantiert ist. Im Rahmen der von RockCity e.V. und dem NDR Inforadio organisierten Veranstaltungsreihe „Nachtclub in Concert“ sind am Sonnabend im Nachtasyl des Thalia Theaters die Hamburger Country-Band Cow zusammen mit dem Songwriter-Duo Künnecke & Smukal zu hören.

Wer Cow schon einmal live erlebt hat oder in den Hörgenuss ihres Albums Feeding Time gelangt ist, weiß, dass Country in diesem Fall keine stilistische Festlegung bedeutet, sondern zugleich als Synonym für swingenden Folk und zu Squaredance einladenden Bluegrass zu verstehen ist. In ihren Melodien treffen Gram Parsons und Emmylou Harris auf die Carter Family und in ihren Texten hat auch der hintergründige Witz eines Kinky Friedman seine Spuren hinterlassen.

Obwohl in Form und Inhalt der an Bildern und Motiven überaus reichen Tradition der Country-Music verpflichtet, bewegt sich die Musik von Cow in einer Atmosphäre nuancierter Eigenständigkeit. Die ihren Kompositionen innewohnende Synthese aus Schmerz, Humor, Heimweh und Protest ist sich ihrer Herkunft aus der Liederwelt der Hillbillies durchaus bewusst, vollzieht aber in ihrem deutlichen Kontrast zu den Klischees des Genres eine Emanzipation vom Althergebrachten.

Bei Künnecke & Smukal lässt sich in der Konzentration auf eigenwilliges Songwriting eine Gemeinsamkeit zu Cow herstellen. Mit einer Akustikgitarre, einem Bass, einem Harmonium und einem sporadisch eingesetzten Schlagzeug zelebrieren sie eine von entspannter Experimentierfreude geprägte Welt warmer Klänge. Deren Nonchalance nimmt durch ironische Brüche im Gesang Stücken wie „Death is the easy way“ oder „The fights are gone“ ihren düster anmutenden Zynismus.

Matthias Seeberg

Samstag, 22 Uhr, Nachtasyl