Wider den eindimensionalen Blick

Große Menschen handeln anders als kleine, alte anders als junge und Frauen anders als Männer: Béatrice Hecht-El Minshawi gibt bei belladonna Einblicke in die Vielfalt der Kulturen – die sich auch in jeder Person anders entfalten kann

Bremen taz ■ „Kulturen-Vielfalt – neue Chancen im Arbeitsleben“ lautet der Titel eines Seminars, das die interkulturelle Trainerin Béatrice Hecht-El Minshawi im Frauenbildungszentrum belladonna anbietet (Samstag, 29.11., 10 bis 18 Uhr). Dass kulturelle Vielfalt im Alltag stets gegenwärtig, mitunter problematisch, aber selten bewusst ist, darüber spricht Hecht-El Minshawi im taz-Interview.

taz: Kulturenvielfalt als Chance – mal ganz platt gefragt: Was bringt mir das in meinem 20-köpfigen Betrieb, in dem nur Menschen deutscher Herkunft arbeiten?Béatrice Hecht-El Minshawi: Sie sind alle verschieden. Sie sind Männer und Frauen – das ist schon mal ein kultureller Unterschied, beispielsweise in der Herangehensweise an Tätigkeiten. Auch arbeiten bei Ihnen sicher verschiedene Generationen. Dann gibt es ganz individuelle, mitgebrachte Eigenschaften. Ein Beispiel: Die einen sind introvertiert, die anderen extrovertiert. Noch ein Beispiel: Bei Ihnen gibt es wahrscheinlich große Leute und kleine Leute.

Stimmt. Was bringt mir denn das Bewusstsein von diesem Unterschied?Wenn ein großer männlicher weißer Mitarbeiter ein Interview macht oder aber eine kleine weiße Frau – dann haben beide bei ihrem Gegenüber wahrscheinlich jeweils eine andere Akzeptanz. Ein großer Mann macht die Tür auf und ist da. Eine kleine Frau muss möglicherweise ein paar Hürden nehmen, muss ihre Stimme lauter werden lassen, Augenkontakt aufnehmen. Dazu werden Frauen trainiert. Nun gibt es aber Kulturen, und möglicherweise gehört Ihr Interviewpartner dazu, wo ein stierender Augenkontakt verpönt ist.

Wenn es Ihnen darum geht, aus Kulturenvielfalt zu lernen und mit ihr umgehen zu können, heißt das dann, dass Ihr Seminar vor allem an Führungskräfte gerichtet ist?Nicht nur. Ich werde als interkulturelle Trainerin von den Unternehmen eingeladen, da geht es um die Integration ausländischer Führungskräfte und Fachpersonen. Bei dem belladonna-Seminar aber geht es mir vor allem um Sensibilisierung für die Unterschiede – die Diversität kulturellen Verhaltens. Wer auch immer kommt, bekommt einen Einblick, was alles als unterschiedlich zu erkennen ist und dass kultursensibles Herangehen eine Bereicherung sein kann.

Gibt es für Sie ein Fazit aus Ihrer Arbeit im Umgang mit kultureller Vielfalt?Menschen sind sehr verschieden. Lebenssituationen auch. Wir aber haben oft eindimensionale Bilder von beispielsweise den Männern oder den Frauen, den Deutschen oder den Ausländern. Diese Bilder passen nicht mehr. Wem es gelingt, auch die Vielfalt in sich selbst aufzublättern, dem gelingt es, auch mehr in Balance mit sich selbst zu leben.

Fragen: Susanne Gieffers

Weitere Seminare bei belladonna: „Einfach zum Erfolg“ mit Sabine Klenke, Freitag, 14.11. (17-21 Uhr) und Samstag 15.11. (10-18 Uhr), einige Plätze sind noch frei; „Sag dem Konflikt, dass ich komme“ mit Gisela Strötges, 5./6.12.; „Buchführung für Existenzgründerinnen“ mit Ulrike Boenicke-Heidmann, 21.2.2004; „Kurz und gut“, Rhetorik mit Carolina Brauckmann, 5./6.3.2004. Infos unter ☎ 703534.