„Im Institut guckt das Holz durch die Tafel“

Auf zwei Professoren kommen 200 Studenten, im Vorlesungssaal fällt die Mikrofonanlage aus, und die Tutorien sind völlig überfüllt: Vier Studierende der Technischen Universität erklären, warum sie mitstreiken – oder es lassen

Lisa Klabunde, 23, Architektur: „Auf der Grundschule hatten wir schon kein Klopapier, und jetzt geht das an der Uni so weiter. Du musst das Licht ausmachen, wo immer du bist, weil kein Geld da ist. In unserer Fakultät wurde eine Professur gestrichen, jetzt gibt es noch zwei Professoren für 200 Studenten. Neulich haben wir eine Präsentation gemacht. Ein Bild pro Student. Das hat neun Stunden gedauert. Daher bin ich für den Streik, obwohl ich den Stoff nachholen muss. Dadurch wird die Öffentlichkeit auf unsere Probleme aufmerksam. Vielleicht überdenken die Politiker dann ihren Haushaltsplan und werden sich bewusst, dass es ein Ungleichgewicht in dieser Gesellschaft gibt.“

Natalie Sabelfeld, 20, Physikalische Ingenieurwissenschaften: „Durch den Streik fällt zu viel Lernstoff aus, aber wenn sie am Wochenende oder am Nachmittag stattfinden würden, würde ich die Proteste unterstützen. Schließlich guckt in unserem Institut schon das Holz durch die Tafel, und die Mikroanlage fällt aus. Außerdem haben wir kaum noch Tutorien, wir sind vollkommen auf uns allein gestellt. Wenn diese Pläne durchkommen, weiß ich nicht, ob ich noch zur Uni gehe.“

Kris Budde, 21, Informatik: „Unsere Tutorien sind so überfüllt, dass viele Leute keine Plätze mehr kriegen und teilweise gar nicht erst kommen. Wenn Studienkonten eingeführt werden, muss ich auch Seminare besuchen, die ich gar nicht brauche, nur um in der Regelstudienzeit zu bleiben. Die Gebühren für ein längeres Studium kann ich nicht bezahlen.“

Mandy Voggenauer, 27, Chemie, Lehramt: „Ich bin gegen den Streik, weil ich mich nicht selbst boykottieren möchte. Aber die Forderungen finde ich in Ordnung. Wir in Chemie sind zwar sehr gut ausgestattet, aber als Lehramtsstudenten fast komplett in den Diplomstudiengang eingegliedert. Wir haben nicht mal mehr eine eigene Fakultät, unsere Studienpläne und Vorlesungsverzeichnisse sind veraltet. Wenn ich hier fertig bin, dann kann ich zwar in jedem Labor der Welt arbeiten, habe aber keinen Schimmer, wie ich Schüler unterrichten soll.“

Florian Wegerhoff, 24, Germanistik: „Natürlich ist der Streik nicht gut für Leute, die jetzt etwas lernen wollen. Aber langfristig gesehen ist es gut, dass sich jemand engagiert. Für mich persönlich wäre es natürlich sehr schlecht, wenn die Pläne des Senats durchkommen würden. Die Geisteswissenschaften wären die Ersten, die wegfallen würden.“

UMFRAGE: RUDI NOVOTNY