VOR TERROR IST KEIN URLAUBER SICHER – AUCH NICHT ALS TUI-TOURIST
: Djerba ist überall

Sicherheit ist nicht käuflich. Genauso wenig wie Glück, welches der Reisekonzern TUI auf bunten Plakaten verspricht. Zweieinhalb Jahre nach dem Terroranschlag auf der tunesischen Insel Djerba wurde deshalb eine Klage des fünfjährigen Adrian gegen TUI zurückgewiesen. Zu Recht. Adrian hatte damals schwere Verbrennungen davongetragen. Seine Eltern wollten für ihn vor Gericht Schmerzensgeld und eine Rente durchsetzen.

Die Klage entspricht der amerikanischen Prozesskultur, wo Verfettung oder Nikotinsucht industriellen Verführern angelastet wird. Nichts anderes als so ein Verführer ist die TUI. Die Pauschalreise verhätschelt ihre Kunden, und nur allzu gerne gibt der Urlauber die Eigenverantwortung beim Reiseleiter ab. Er wählt diese Urlaubsform auch, weil er mit größtmöglicher Sicherheit durch fremde, deshalb bedrohliche Länder reisen will.

Um Eigenverantwortung ging es auch in diesem Prozess. Das Leben bleibt ein Risiko. Selbst auf einer Pauschalreise. Nun wird der TUI vorgeworfen, sie habe den Reisenden Anhaltspunkte für eine Gefahr vorenthalten. Doch nichts deutete auf eine erhöhte Anschlagsgefahr am 11. April 2002 auf Djerba hin. Auch nicht in den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. Im Gegenteil: In Tunesien wurden die Islamisten mit knallharter Repression ausgeschaltet, der Polizeistaat ist besonders in touristischen Regionen aktiv, und die Politik tut alles, um des Westens Liebkind zu sein. Dies ist kein Land, wo Touristen islamistischen Terror mehr zu fürchten hätten als anderswo, wie die Anschläge in Madrid oder Bali zeigten.

Touristische Anziehungspunkte sind ein beliebtes Ziel des islamistischen Terrors, umso mehr wenn sie so symbolisch aufgeladen sind wie die Synagoge von Djerba. Aber das Kalkül und die Strategie fanatischer islamistischer Terroristen können höchstens Geheimdienste erforschen. Das fällt nicht in die Zuständigkeit von Reiseunternehmen. Djerba ist insofern überall. Der TUI ist nicht vorzuwerfen, sie habe über eine konkrete Gefahr nicht informiert. Allenfalls, dass sie vorgaukelt, Glück und Sicherheit seien käuflich. EDITH KRESTA