Albtraum aus Alu und Atomkraft

Stade: Eine Stadt schwingt zwischen Standortvisionen und Strukturwandel

hamburg taz ■ Der Bau des Atomkraftwerks Stade war der Höhepunkt in den standortpolitischen Träumen der späten 60er und frühen 70er Jahre über die Zukunft der Unterelberegion. Die düstersten Visionen, wie die des damaligen Hamburger Wirtschaftssenators Helmuth Kern (SPD), entwarfen ein durchgängig industrialisiertes Elbufer zwischen Hamburg, Brunsbüttel und Cuxhaven mit einer zum norddeutschen Mega-Port umgebauten Insel Neuwerk. Der niedersächsischen Kreisstadt Stade am Flüsschen Schwinge zwischen Hamburg und Cuxhaven kam die Vorreiterrolle zu in diesem Albtraum.

Elf Industriegebiete umzingeln zurzeit die Stadt mit 45.000 Einwohnern und einer Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent. Zu den größten Niederlassungen zählen Werke von Airbus Deutschland, DOW Chemical, AOS Aluminium Oxid und Hydro Aluminium. Auch ein kleiner Flughafen und eine Pier für Hochseeschiffe am Elbufer wurden gebaut. Die Akzo Nobel Salz GmbH machte am 30. Juni dicht. Seit Jahren bereitet das 991-jährige Stade sich auf den industriellen Strukturwandel vor, dessen markantestes Zeichen die Stilllegung des AKW ist.

Der von Greenpeace vor drei Jahren durch Gutachten gestützte Vorschlag, am Elbufer neben dem Atommeiler ein Zentrum für Offshore-Windtechnik anzusiedeln, wurde von der Stadt jedoch nie gründlich geprüft. Stattdessen wurde erfolglos auf die Ansiedlung eines BMW-Werkes gesetzt und Anfang des Jahres mit niedersächsischen Steuermillionen der Grundstein für ein Technologiezentrum Flug- und Fahrzeugbau gelegt. smv