Krumme Tour aufgeflogen

Ein ehemaliger Bremer Taxifahrer soll den falschen Bombenalarm gegen den Bremer Hauptbahnhof ausgelöst haben. Der Geständige spekulierte auf lukrative Touren von gestrandeten Bahnfahrern. Die Bahn AG kündigt eine Schadenersatzklage an

Bremen taz ■ Bremens Taxifahrer waren gestern in seltenem Aufruhr: Ein 26-jähriger Kollege soll nach Erkenntnissen der Polizei verantwortlich sein für die Bombendrohungen, die im September und Oktober zu stundenlangen Sperrungen des Bremer Hauptbahnhofes geführt hatten. Bremens Droschkenkutscher sahen ihre Berufsehre besudelt. „Das ist unter aller Kanone“, schimpften sie. Denn der Schuldige hatte bei der Polizei angegeben, dass der dadurch ausgefallene Zugverkehr ihm schöne Einnahmen beschert habe. „Mehr verdienen gerne, aber doch nicht so“, schimpften die Kollegen vor dem Hauptbahnhof.

Hier hat sich nach den Ermittlungen der Polizei das Wesentliche zugetragen, als der geständige Täter am späten Abend des 26. September die erste Bombendrohung gegen den Bremer Hauptbahnhof bei der Deutschen Bahn AG ausstieß: Stundenlang blieb das Gebäude abgeriegelt, der Bahnverkehr lag lahm – und mancher Fahrgast griff aufs Taxi zurück. Die Bombendrohung, die der Täter nach Angaben der Polizei nur aus Langeweile abgesetzt haben will, erwies sich als lukrativ fürs Geschäft. Der Fahrer habe einen Gast nach Hamburg ergattert. Hier soll das Motiv für die zwei weiteren Drohungen am 27. und 28 September, beide ebenfalls nach 21 Uhr, gelegen haben. Ein Motiv, für das die Kollegen kein Verständnis haben: „Wenn der eine Stunde gewartet hätte, hätte er die Tour vielleicht auch gekriegt“, schimpfen sie auf den „Nestbeschmutzer“. „Unser Ruf ist schlecht genug“, sagt ein Fahrer, der namentlich nicht genannt werden will.

Der Täter unterdessen fährt schon lange nicht mehr Taxi. Er habe nur „auf Probe“ bei einem Unternehmer gearbeitet, so die Polizei. Heute sei der Mann arbeitslos. Er muss mit einer Anklage wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Gewalttat rechnen. Außerdem hat die Deutsche Bahn AG eine Schadenersatzklage angekündigt. Die Höhe der Ausfälle, die die Bahn geltend machen könnte, liegt in fünfstelliger Höhe, schätzt die Polizei. Die Anklage kann der Beschuldigte zu Hause abwarten.

Es dürfte nicht seine erste sein. Bereits im Sommer 2002 war der erfolglose Taxifahrer aufgefallen, als er einen Straßenbahnfahrer bedohte, er habe eine Bombe dabei. Auch diese Drohung erwies sich als Blinder Alarm. Über den Stand des entsprechenden Verfahrens gab es gestern keine Auskunft. Klar ist jedoch, dass der Bombendroher auch bei den Taten von September und Oktober dieses Jahres wenig umsichtig handelte: Den falschen Alarm bei der Bahn hatte er offensichtlich mit dem eigenen Handy ausgelöst – und die Wirkung vom Bahnhofsvorplatz aus beobachtet. Entsprechende Belege erbrachte eine Hausdurchsuchung. cmo/ede