Endlich wieder positive Telekom-Schlagzeilen

Der neue Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat Erfolg. Dabei macht er nur, was sein geschasster Vorgänger wollte

BERLIN taz ■ Die Telekom verdient mehr Geld, ihre Angestellten weniger. Gestern legte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke die Zwischenbilanz für die ersten neun Monate 2003 vor. Die Schulden sind von 64 Milliarden Euro vor einem Jahr auf 49,2 Milliarden gesunken. Hatte die Telekom 2002 bis zum September noch 24,5 Milliarden Euro Verlust gemacht, verdiente das Unternehmen in diesem Jahr bisher 1,6 Milliarden vor Steuern. Dennoch sollen 100.000 Beschäftigte auf Teile ihres Gehaltes verzichten und weniger arbeiten.

„Wir haben zu viele Mitarbeiter“, sagte Telekom-Chef Ricke. Er will die Zahl seiner bislang 250.000 Angestellten weiter verringern, mindestens 40.000 Stellen sollen bis 2005 wegfallen. Der Sparkurs, den Hobby-Segler Ricke fährt, hat ein Ziel: mindestens 19,2 Milliarden Euro Gewinn für 2004.

Die Telekom und gute Nachrichten, das schloss sich lange aus. Unter Ricke-Vorgänger Sommer verfiel die Mitte der 90er fulminant gestartete T-Aktie zusehens. Lange hatte die Telekom ihre Grundstücke zu hoch bewertet und ihre Bilanz geschönt. Unternehmen wurden für zu viel Geld gekauft. Und: Die Telekom machte 2002 die höchsten Schulden der DAX-Geschichte. Sommer musste zurücktreten, es kam ein Interimschef und dann Kai-Uwe Ricke. Der galt als Sommer-Vertrauter und war unter diesem seit 1998 Chef der Abteilung Mobilfunk und T-Online. Vater Helmut führte von 1989 bis 1994 die Telekom.

Analysten loben Ricke für seinen Job. „Ich sehe bei der Telekom keine offene Flanke“, sagte Torsten Achtmann von Deka Investment. Ricke habe gespart und kein Eigenkapital zu überhöhten Preisen gekauft wie andere europäische Telekomriesen. Ehemalige Mitarbeiter Rickes beim Mobilfunker Talkline bescheinigen ihm Gesprächsbereitschaft – was Sommer völlig abging. Im Vorstand duzt man sich, nennt Ricke nur „den Kai“. Kai sagt, „die besten Leader sind die, die man nicht sieht“.

Wohl deshalb ist von ihm bisher auch nicht viel zu erkennen. Ricke folgt den Spuren seines Vorgängers – mit dem Unterschied: Ricke hat Erfolg. Sparen und Arbeitsplatzabbau waren schon unter Sommer angesagt, der aber wurde für eventuelle Erfolge zu früh abgesägt. „Es ist schwer, eine eigene Strategie zu erkennen“, sagte Hannes Wittig von Dresden Kleinwort Wasserstein der Agentur Reuters. Ein anderer Analyst sagt, man könne Ricke höchstens bescheinigen, dass er an einer Strategie festhalte, die schon vor seinem Antritt feststand. DANIEL SCHULZ