Mehr Aufklärung dient der Gewaltprävention

Die Zahl der Überfälle auf schwule Männer hat in diesem Jahr zugenommen. Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) fordert die Verantwortlichen bei Polizei und Politik daher auf, sich für Akzeptanz und Sicherheit einzusetzen

KÖLN taz ■ Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) beklagt die anhaltende Diskriminierung und Gewalt gegen Lesben und Schwule in Köln. Er fordert die Verantwortlichen bei Polizei und in der Politik auf, für ein gesellschaftliches Klima zu sorgen, das Homosexuellen „ein Gefühl von Sicherheit und Akzeptanz in Köln vermittelt“.

Anlass für diese Forderung ist ein Überfall auf einen schwulen Mann vor drei Wochen im Szene-Viertel um die Schaafenstraße. Mehrere männliche Erwachsene hatten, so KLuST, den 29-Jährigen „auf brutalste Art und Weise zusammengeschlagen“ und beraubt. Das Opfer erlitt Platz- und Schnittwunden. Wie die Kölner Polizei bestätigte, sind zwei der Täter gefasst. Es sei Anzeige wegen schwerer Körperverletzung und Raub erstattet. Die Ermittlungen laufen.

Nach Ansicht des KLuST steht dieser Vorfall „in einer Reihe mit vielen anderen Übergriffen auf Schwule und Lesben“. In diesem Jahr hat es mehr als 30 Anrufe beim Schwulen Überfalltelefon (SÜT) gegeben. „Im Vergleich zum letzten Jahr sind wir häufiger angerufen worden“, berichtet Frank Pohl vom SÜT. In diesem Jahr seien schon drei schwere Überfälle aus dem Bereich der Schaafenstraße bekannt geworden. Bei den meisten dem Überfalltelefon gemeldeten Delikten handele es sich jedoch um Erpressungsversuche.

Ein Polizeisprecher betonte gegenüber der taz, dass die Polizei das Problem kenne und nicht negiere. Schließlich gebe es auch entsprechende Ansprechpartner bei der Kölner Polizei. Die Polizei appelliere daher an die Opfer, sich an die Polizei zu wenden. „Das ist heutzutage doch kein Problem mehr“, so der Polizeisprecher. Frank Pohl vom SÜT sieht eine weitere Verbesserung, den Überfällen vorzubeugen, in der gezielten Fortbildung der Polizei zum Thema „Gewalt gegen Schwule“.

Pohl findet es wichtig, so früh wie möglich über Homosexualität aufzuklären. Das schwul-lesbische Jugendzentrum „anyway“ sei eine wichtige Einrichtung dafür. Jedoch könne es nur rund ein Prozent der Kölner Schulen mit dem Präventionsprojekt „aufgeklemmt“ erreichen. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Pohl. Für Präventionsarbeit gäbe es nicht genug öffentliche Gelder.

Thomas Spolert