Horte des organisierten Chaos

Ab Montag werden Erstklässler für das nächste Schuljahr angemeldet. Dann sollen die Horte an die Grundschulen verlagert werden. Vieles ist unklar, aber Schulsenator Böger hält am Zeitplan fest

VON OLIVER MARQUART

Die Verwirrung wird perfekt sein. Ab Montag müssen die Erstklässler für das kommende Schuljahr an den Grundschulen angemeldet werden. Und obwohl die konkrete Umsetzung in vielen Punkten noch unklar ist, will Schulsenator Klaus Böger (SPD) daran festhalten, alle Kita-Betreuungsplätze für Schulkinder ab August 2005 an die Schulen zu verlagern. Deshalb müssen jetzt auch die Hortplätze für die Nachmittagsbetreuung der Kinder bei den Schulen angemeldet werden. Wegen der Ungereimtheiten sind Eltern und Schulen aber verunsichert.

Auf den Anmeldeformularen, die die Eltern bis zum 11. November abgeben müssen, ist von „Voraussichtlichen Betreuungsmodulen“ die Rede – diese sollen Umfang und Zeit der Kinderbetreuung beschreiben. Wie diese genau aussehen, steht noch nicht fest. Angaben über die Beiträge fehlen ebenso. Im Infoschreiben der Schulverwaltung heißt es lediglich, die bisherigen Beiträge dienten der Orientierung, bis das Abgeordnetenhaus über eine endgültige Kostenbeteiligung beschlossen habe.

Auch die Schulen sind schlecht auf die von Senator Böger ausgerufene „Kulturrevolution“ vorbereitet. Die Beratungspflicht, bisher bei den Jugendämtern, soll künftig bei ihnen liegen. Sie sind jedoch kaum in der Lage, genaue Auskünfte zu erteilen. Zudem die logistischen Probleme: Die Bereitstellung von Räumen für die Betreuung ist noch längst nicht an jeder Schule geklärt. Ebenso unklar: wie die Schulen geeignete ErzieherInnen aus den Kitas bekommen.

Die Front derer, die eine Verschiebung der Reform fordern, wird nun immer breiter. Die freien Träger, zu denen Wohlfahrtsverbände und der Dachverband der Schülerläden zählen, hatten das schon länger verlangt. Gestern schloss sich die Bildungsgewerkschaft GEW an. Die Reform solle um mindestens ein Jahr verschoben werden, so GEW-Landeschef Ulrich Thöne. Die Veränderungen gingen zwar in die richtige Richtung, die Vorgehensweise sei jedoch falsch.

Die kitapolitische Sprecherin der Grünen, Elfi Jantzen, plädiert dafür, den Zeitdruck aus dem Verlagerungsprozess zu nehmen. Da will auch die CDU nicht zurückstehen. Ihr jugendpolitischer Sprecher Sascha Steuer betont, die CDU sei auch für Ganztagsschulen. „Aber nicht in dieser brachialen Art und Weise, nur wegen der ideologischen Idee.“

Selbst aus den eigenen Reihen wurde Kritik laut. Schulsenator Böger solle steuernd eingreifen, forderte gestern der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Nolte. Böger hingegen hielt gestern an seinem Zeitplan fest. Bei ernsten Problemen könne die Betreuung allerdings zunächst auch weiter in Horten außerhalb der Schulen stattfinden.