„Als Mutter werde ich selbstbewusster sein“

Seit acht Wochen hat Beate G. eine Tochter. Jetzt darf sie auch offiziell ihre Mutter werden. Sie will das Kind ihrer Partnerin so schnell wie möglich adoptieren. So behält sie die Elternrechte, falls ihrer Partnerin etwas zustößt

taz: Im Juli haben Sie Ihre Lebenspartnerin Irmgard geheiratet, im August brachte die ihre Tochter Kaya zur Welt. Werden Sie die kleine Kaya jetzt adoptieren?

Beate G.: Auf jeden Fall und so schnell wie möglich. In der Erziehung sind wir jetzt schon gleichberechtigt, aber rechtlich sind wir im Moment in einer Zwickmühle. Durch die Eingetragene Partnerschaft habe ich Pflichten für unsere Tochter, die ich auch gerne übernehme. Aber Rechte habe ich kaum.

Was wird sich mit der Adoption ganz praktisch in Ihrem alltäglichen Familienleben verändern?

Wir werden mehr Geld zur Verfügung haben. Ich bin Beamtin und bekomme dann die üblichen Familienzuschläge. Genauso steht mir ein Recht auf Elternzeit zu, das ich auch in Anspruch nehmen werde. Aber die wichtigste Änderung für mich ist, dass ich keine Angst mehr haben muss, dass die Behörden mir Kaya wegnehmen, falls meiner Partnerin etwas zustößt.

Mit welchen Nachteilen mussten Sie bisher leben?

Unsere Tochter ist ja erst acht Wochen alt. Aber da sind zum Beispiel die Arztbesuche, bei denen ich derzeit keine Rechte habe. Und in ein paar Jahren könnte es Schwierigkeiten im Kindergarten und in der Schule für mich geben. Entscheidungen kann ich nur treffen, wenn die Leute unsere Beziehung akzeptieren. Meine Partnerin müsste sonst alles übernehmen und ich stünde im Regen.

Kaya hat ja nun zwei Mütter. Wie wird Sie das Kind einmal anreden?

Das ist eine schwierige Frage, so genau haben wir da noch keine Regelung. Es ist sicher, dass meine Partnerin als leibliche Mutter die „Mama“ sein wird. Wir haben schon überlegt, ob ich dann die „Mami“ bin, aber wahrscheinlich ist das zu ähnlich. Im Moment haben wir da noch keine Lösung.

Unbestritten bleibt ja, dass Kaya einen Erzeuger hat. In diesem Fall ist der biologische Vater ein schwuler Freund von Ihnen. Welche Rechte bleiben ihm noch?

Er hat die Rolle eines Patenonkels. Für ihn ändert sich mit der Adoption nichts. Er hat keine Rechte, und die will er auch nicht. Aber er besucht sie regelmäßig und wird in ihrem Leben immer auftauchen. Kaya wird wissen, dass er der Vater ist. Schließlich leben wir in einer außergewöhnlichen Situation, und wir muten unserer Tochter zu, dass sie sich später vielleicht einmal in der Schule mit dem Thema auseinander setzen muss. Ich finde es wichtig, dass sie weiß, von wem sie abstammt.

Sie leben im Moment die Mutterrolle schon gleichberechtigt mit Ihrer Partnerin. Wird sich durch die Adoption etwas an Ihren Gefühlen ändern?

Sicher nichts, was die Gefühle gegenüber meiner Tochter angeht, aber es ist ein wichtiger Schritt für die Öffentlichkeit. Ich musste bisher kämpfen, in meiner Rolle Anerkennung zu finden. Es fällt mir im Augenblick auch noch schwer von „meiner Tochter“ zu reden. Ich kann mir vorstellen, dass ich nach der Adoption mit mehr Selbstbewusstsein auftreten werde.

INTERVIEW: KARIN LOSERT