Lübkes Traumstoff

Der Name Lübke steht in Hamburg für Schaumstoff. Der sei längst kein Billigprodukt mehr, sagt die Geschäftsführerin. Und mittlerweile auch umweltverträglich

Sessel für Schwergewichtige, Segelboot-Garnituren und therapeutische Kissen – Dieter Lübkes Mitarbeiter basteln aus Schaumstoff so ziemlich alles, was der Kunde wünscht. In der Filiale Holstenstraße sieht man die Ergebnisse. Und kann in dem kleinen Hinterhofbetrieb beim Einkaufen Näherinnen bei der Arbeit zuschauen.

Unternehmer Dieter Lübke war schon in den 70ern im Schaumstoffgeschäft, damals am Fischmarkt. Da galt der weiche Kunststoff noch als Billigprodukt – etwas für Menschen, die sich Kissen aus Rosshaar oder Ähnlichem nicht leisten konnten. „Heute ist das anders“ sagt Sabine Zoch, Geschäftsführerin der Lübke Schaumdesign GmbH und Partnerin von Dieter Lübke. Der Schaumstoff sei weiterentwickelt worden: Heute gebe es Weichschäume, die sich dem Körper perfekt anpassten.

Angepasst an den neuen Komfort, so scheint es, haben sich auch die Preise: bis zu 243 Euro kostet ein einfacher Sessel, ein sechsteiliges Möbel-Set ist für rund 1400 Euro zu haben. Mit Billigläden konkurriert man da nicht.

In dem hellen Laden in der Holstenstraße fällt auf, dass die Einrichtung sehr neu aussieht. Ist sie auch, denn nachdem Dieter Lübke mit seiner Vorgängerfirma Pleite gegangen war, fingen seine Partnerin und er nochmal ganz von vorne an. Das war 2005, vor vier Jahren. Ausschlaggebend für die Pleite war laut Sabine Zoch, dass die Stadt den Mietvertrag des alten Ladens am Fischmarkt kündigte. Nach dem Rausschmiss zog der Betrieb nach Othmarschen um. Aber dort habe es Probleme gegeben, die Kunden blieben weg. „Das war einfach nicht der richtige Standort“, sagt Sabine Zoch. In den Zeiten des Neuanfangs fuhr Sabine Zoch auf den Markt nach Elmshorn, um dort ihre Produkte zu verkaufen. Inzwischen vermisse sie das, sagt sie rückblickend.

Auch in einem anderen Punkt mussten Sabine Zoch und ihr Lebensgefährte umdenken. Denn mit der Zeit fragten die Kunden nicht nur nach dem Preis, sondern auch nach der Umweltverträglichkeit der Schaumstoffe. Bis Mitte der 1990er Jahre wurde bei der Produktion von Schaumstoffen noch FCKW verwendet, erzählt Peter Schubert, Vertriebsleiter der Zulieferfirma Conti Tech. Mittlerweile sei Umweltschutz für die Firma aber ein wichtiges Thema, sagt Schubert.

Ob allerdings mit der ökologischen Wende Schaumstoffe in den letzten Jahren von biologisch veträglicheren Materialien verdrängt wurden, dazu will Schubert nichts sagen.

Nur eines will er verraten: bei Schaumstoffen für Matratzen sei der Umsatz von Conti Tech gestiegen. Glaubt man Sabine Zoch, dann dürfte es bei einem Artikel wie Schaumstoff auch keine großen Schwankungen beim Verkauf geben. Denn: „Schaumstoff ist kein Modeartikel. Das braucht jeder.“

Überzeugt vom Schaumstoff scheinen auch Dieter Lübkes Kinder zu sein. Die machen dem Vater inzwischen als „Die Schaumstoffschwestern Lübke“ Konkurrenz. Deren Geschäft befindet sich in der Blücherstraße in Altona, und die Atmosphäre ist ganz ähnlich wie in dem Geschäft des Vater. Auch hier kann man den Näherinnen zusehen, und es gibt Schaumstoffe in allen erdenklichen Formen, Härtegraden und Größen. Auf Wunsch darf es auch eine Matratze in Herzform oder die neue Garnitur fürs Segelboot sein.JONAS NONNENMANN