Kölner wollen stiften gehen

Um soziale Projekte zu unterstützen, wollen zehn Bürger die erste Kölner Bürgerstiftung gründen. Grüne: Stiftung soll neue Wege gehen und nicht nur Einsparungen im Stadthaushalt ausgleichen

von Frank Überall

Warum sich immer von öffentlichen Ämtern und Politikern abhängig machen, wenn es darum geht, gute Projekte zu fördern? Diese Frage haben sich rund zehn Bürgerinnen und Bürger gestellt, die in Köln die erste „Bürgerstiftung“ auf die Beine stellen wollen. „Der Herbst ist noch den Vorbereitungen gewidmet“, erzählte Mit-Initiator Martin Rüttgers: „Aber im nächsten Jahr soll es richtig los gehen.“

Gemeinsam mit Martin Schwarz hat Rüttgers für das ISO-Institut eine Studie zu dem Thema vorgelegt. Systematisch wird darin die Arbeit von zehn bereits bestehenden Bürgerstiftungen untersucht. So haben sich in Dülmen der örtliche Lions-Club, soziale Einrichtungen und zwei Geldinstitute zusammen getan, um zunächst ein Jugendprojekt gegen Gewalt zu finanzieren. In Hamburg hat ein Initiativkreis einzelne Projekte vom Kinderkunstclub bis zum lokalen Jugendparlament gefördert.

Zunächst wollen die Kölner Organisatoren bis Mitte nächsten Jahres 100.000 Euro an Stiftungskapital einsammeln. Das soll unter anderem über die Anwerbung von Prominenten geschehen, die dann ihrerseits Reklame für das neue Modell machen. „Mit einigen sind wir schon im Gespräch, aber wir wollen noch keine Namen verraten“, meinte Rüttgers. Zu den wesentlichen Unterstützern zählt jedenfalls schon der Verein „Lokale Agenda 21 Köln“.

Diskutiert wird derzeit auch noch, mit welcher Mindestsumme die einzelnen Bürger das Projekt unterstützen können. Die einen sagen, es sollen 50 Euro sein, damit möglichst viele dieses Geld auch aufbringen können. Die andere meinen, 1.000 Euro wären sinnvoller – weil das auch der Durchschnittswert anderer Bürgerstiftungen sei.

Die Zuschüsse zahlt die Stiftung prinzipiell vor allem aus den Erlösen ihres Kapitals. Gleichzeitig soll sie aber auch „Sammelbecken für Spenden und Zustiftungen“ sein, schreiben Rüttgers und Schwarz in ihrer Studie. Die Kapitaldecke soll schließlich die Basis für eine lange Stiftungstätigkeit sein. Denn alle Zinsen, die das Geld abwirft, sollen in soziale Vorhaben investiert werden. Einen Trend wollen die Organisatoren dabei ausnutzen: „Die wachsende Zahl kinderloser Personen wird beträchtliche Vermögenswerte hinterlassen.“ Diese finanziellen Hinterlassenschaften könnten mit Hilfe der Bürgerstiftung gemeinnützig angelegt werden.

Im Gespräch mit 17 Kölner Experten haben die Autoren der Studie heraus gefunden, dass es tatsächlich ein großes Interesse an der Gründung einer solchen Stiftung gibt. „Ich wünsche mir eine Lernkultur in dem Sinne, dass die Bürgerstiftung in einen intensiven Erfahrungsaustausch mit den geförderten Initiativen, Projekten und Organisationen tritt“, meinte zum Beispiel der Grünen-Ratsherr Ossi Helling. Gleichzeitig warnte er aber auch, dass die Stiftung nicht dort einspringen soll, wo kommunale Gelder gestrichen werden. Statt dessen solle sie die eingetretenen Pfade verlassen und neue Modelle und Projekte entwickeln.

Jürgen Mährle vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wünschte sich ebenfalls, dass eine solche Einrichtung das „gesellschaftspolitische Engagement in Köln stärkt“. Thomas Münch vom Kölner Arbeitslosenzentrum plädierte für „unmittelbare Mitwirkungschancen der Stifter und transparente Entscheidungsprozesse“. Und der Autor Martin Stankowski hatte sogar die Vision, dass ein Unterstützerkreis der Stiftung gemeinsam mit der städtischen Kämmerei und der Stiftungsaufsicht bei der Bezirksregierung „das vorhandene Dickicht der bestehenden Stiftungen in Trägerschaft der Kommune lichten“ könne – dadurch könnten Ressourcen aktiviert oder umgelenkt werden.

Informationen: Im Internet unter www.buergerstiftung-koeln.de. Die Studie kann für fünf Euro (inklusive Versand) bei Köln-Agenda erworben werden (Telefon 0221/331 08 87).