Eine Menge sehr cooles Zeug

Während der letzten Tour blieb Fat Jon in Berlin und erzählt heute mit den „Five Deez“, was seitdem passiert ist

Vor anderthalb Jahren tourte ein Bus voller hoffnungsvoller amerikanischer HipHopper durch Europa. „Superrappin‘“ war diese Konzertreise betitelt – weil die Reisenden eine Menge auf sich hielten, aber auch weil sie gerade eine Compilation gleichen Titels herausgebracht hatten. Im Bus saßen auch die Five Deez mitsamt ihrem Chefproduzenten Fat Jon. Er zog es bloß vor, seine Reise in Berlin zu beenden. Denn seit er erstmals seinen Fuß auf Berliner Boden setzte, „ist eine Menge sehr cooles Zeug passiert“.

Zunächst einmal lernte der Produzent und MC aus Cincinnati, Ohio, in Berlin eine Frau kennen, der Hauptgrund, in Europa zu bleiben. Flugs installierte der 27-Jährige in seiner neuen Wohnung im Wedding einen Aufnahmeraum, „eine Kopie meines Studios von Cincinnati“. Mischpult und Effektgeräte stehen darin, ein paar Instrumente, zwei Plattenspieler, Mikros. Alles nicht unbedingt für Dritte gedacht: Fat Jon spielt Piano, Keyboards, bastelt Beats, remixt und rappt. Und so blieb die Lebensliebe nicht das einzige „coole Zeug“.

Schnell wurden die richtigen Kontakte zu mehreren Berliner Labels und Musikern geknüpft. Inzwischen rappt Fat Jon live und auf Platte für den international reisenden Elektrodubber Pole, bereitet eine LP mit dem Indietroniker Styrofoam vor und hat mit dem Label !K7 eine ziemlich große Plattform für die Five Deez gefunden.

Auf Cincinatti kann Fat Jon ganz gut verzichten, denn „diese Stadt ist das Sinnbild republikanischer Politik“. Dennoch aber hat er seit seinem Umzug eines vermisst: Seine Five Deez. Sie bestehen neben Fat Jon aus Pase, Sonic und Kyle David. Zwischen den smoothen Tracks von Koolmotor, dem Vorgänger des aktuellen Albums also, und der stürmischen Bühnenshow bestand bisher eine große Diskrepanz. Kinkynasti deutet bereits im Titel an: Heuer haben die Five Deez mehr Energie von der Bühne mit ins Studio genommen.

Das Titelstück und „The Boostin‘ Jam“ drücken nach vorne, über Discofunk, zischenden Bläsern, Wahwah-Gitarren und Hi-Energy-Rap. Mit Tracks wie dem funky „Funky“ und „B Girl“ packt die Gruppe über das gesamte Album die Walze aus. Nicht ohne gegen Ende hin alles schön zu durchsetzen mit diesen unglaublich eleganten Schlierenbeats in niedrigen und mittleren Tempi. Und: Eine Amleset Solomon singt Background auf zwei Tracks. Sie ist der Grund, warum Fat Jon in Europa geblieben ist. Christoph Braun

heute, 21 Uhr, Waagenbau: mit den Bush Babees und Lacks