Knastkunst mal ganz befreit

Ausstellung „Rose auf Schildkröte“ im Pavillon des Gerhard Marcks Hauses und davor

„Sie haben eben auch schöpferische Fähigkeiten“, sagt Hans-Henning Hoff, der ehemalige Leiter der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen, über manche seiner früheren Häftlinge. „Nicht nur zerstörerische.“ Hinter ihm – im kleinen Pavillon des Gerhard Marcks Hauses stehen die Knast-Unikate der jugendlichen Kunstschaffenden, die jeden Tag aus der JVA Blockland zur Bildhauerwerkstatt nach Oslebshausen gebracht werden. Gerade bei ihnen sieht Hoff die Notwendigkeit einer künstlerischen Einrichtung auf dem Gefängnisgelände.

Die Bildhauerwerkstatt des Vereins „Mauern öffnen“ feiert ihr 25-jähriges Jubiläum – mit der Ausstellung „Rose auf Schildkröte“ in der Städtischen Galerie im Buntentor und im kleinen Pavillon nahe der Kunsthalle. Gezeigt werden ausgewählte Skulpturen und Plastiken von Ex-Häftlingen, derzeit Inhaftierten und den betreuenden Künstlern.

Die Vereinsvorsitzende Sabine Koestermann fordert mehr Geld vom Senator für Justiz. „Unsere Arbeit wird von der Behörde immer noch nicht richtig anerkannt“, beschwert sich die Vereinsvorsitzende, gleichzeitig auch kulturpolitische Sprecherin der Bremer CDU.

Vom Justizbetrieb pensioniert, unterstützt Hoff als Schatzmeister den Werkstattverein – und träumt von einer Nachsorge-Einrichtung, die es ehemaligen Häftlingen erleichtern könnte, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. „Wenn sie anschließend nur ein Jahr weiterbetreut würden, käme die Hälfte nicht wieder“, so seine Einschätzung. Angesichts fehlender Finanzmittel im Stadtsäckel scheint dieser Wunsch allerdings kaum umsetzbar. Mit den richtigen Leuten hat er zwar schon gesprochen, eine wirklich positive Reaktion, die auf mehr hoffen ließe, gab es allerdings nicht. Auch der Verein muss eine Kürzung seiner Mittel hinnehmen – zwar nicht existenzbedrohend, aber entwicklungshemmend.

Dirk Strobel

Gerhard Marcks Haus, Pavillon, noch bis 11. Januar; Städtische Galerie im Buntentor, bis 23. November