Freiwillig hinter der Ladentheke

Der „Unicef“-Grußkartenladen in Köln feiert heute 10-jähriges Jubiläum. Das Besondere daran: Die Mitarbeiter arbeiten alle ehrenamtlich „für die gute Sache“

Köln taz ■ In der Kölner Kettengasse funktioniert, wovon jeder Arbeitgeber träumt. Die Mitarbeiter bekommen keinen Lohn, Flächentarifverträge, Streik und Mindestlohn sind für sie Fremdworte. Sie arbeiten für die Sache selbst. Sechs Tage die Woche. Und das schon seit zehn Jahren.

Heute feiert der Unicef-Grußkarten-Laden 10-jähriges Jubiläum. OB Fritz Schramma kommt ebenso gratulieren wie Dietrich Garlichs, „Unicef“-Geschäftsführer des Deutschen Komitees. Vielleicht gibt es Sekt, meint Beate Stichweh. Wahrscheinlich aber nur Orangensaft. Denn für Sekt habe sich noch kein Sponsor gefunden. „Wir geben dafür sicher kein Geld aus“, sagt sie, „es gibt schließlich wichtigere Projekte, die finanziert werden müssen.“

Stichweh ist eine von 13 Ehrenamtlichen, die den „Unicef“-Laden betreiben. Seit vier Jahren verkauft sie hier Grußkarten. Als ihre Kinder aus dem Haus waren, suchte die Medizinisch-technische Assistentin eine neue Aufgabe. Etwas Sinnvolles sollte es sein. Sie fand es bei „Unicef“. Dass sie dafür kein Geld bekomme, mache ihr nichts aus. Im Gegenteil – wertvolle Gelder gehörten dahin, wo sie am meisten gebraucht werden, sagt sie. Und das sei nun einmal woanders und nicht in ihrem Portemonnee.

Zu den Ehrenamtlichen, die regelmäßig nach festen Dienstplänen arbeiten, kommen noch sechs „Springer“. Sie helfen aus, wenn jemand krank oder im Urlaub ist. In den zehn Jahren musste der Laden aber nur an einem Nachmittag geschlossen werden, weil niemand gefunden wurde, der einspringen konnte.

Die Ehrenamtlichen organisieren alles selbst: Einkauf, Dienstpläne, Buchhaltung, die Stände auf den Kölner Weihnachtsmärkten. „Wir alle sind von der Sache vollkommen überzeugt“, sagt Barbara Langen, die ebenfalls ehrenamtlich im Laden arbeitet. „Sonst würden wir uns wohl auch nicht so in die Arbeit knien.“ Auch die Putzfrau, die einmal in der Woche kommt, arbeite nur „Unicef“ zuliebe.

Die Hauptstelle von „Unicef“ hat mit der Arbeit im Laden nichts zu tun. Sie zahlen lediglich die Miete und die Nebenkosten für die Räume. Der Verdienst des Ladens fließt direkt in die „Unicef“-Projekte. Im ersten Jahr lag der Umsatz bei rund 55.000 DM. Bis heute haben sie ihn mehr als verdreifacht.

Von Anfang an sei der Kartenladen auf ehrenamtlicher Basis konzipiert worden, sagt Rudi Tarneden, Sprecher von „Unicef“ Deutschland. Das liege an der Geschichte der Organisation. In den Fünfziger Jahren wurde „Unicef“ von Ehrenamtlichen gegründet. Heute arbeiten über 8.000 Ehrenamtliche für „Unicef“ in Deutschland, nur 70 Festangestellte gibt es. „Wir sind auf Leute angewiesen, die sich freiwillig engagieren“, sagt Tarneden, „ohne sie würde die gesamte Organisation nicht funktionieren.“

Das weiß auch Beate Stichweh. „Ohne uns läuft da nichts“, sagt sie. Und das sei schon ein gutes Gefühl. Anne Hansen

Wer sich ehrenamtlich im Unicef-Grußkarten-Laden engagieren will, wende sich an Heilcke Saacke, Tel. 02236/622 13. Für die Weihnachtsmärkte werden noch Helfer gesucht.