Hammer und Amboss

Schlaglichter auf eine Städtepartnerschaft: Für die andere Seite zu sprechen, traut sich niemand

bremen taz ■ Auf den ersten Blick war es ein homogenes Podium: Sechs Männer über 45 Jahren saßen in der Oberen Rathaushalle, um über „Haifa, die tolerante Stadt“ zu diskutieren. Doch schnell zeigte sich am Dienstagabend bei der Veranstaltung im Rahmen der Israel-Haifa-Woche, dass die Unterschiede groß sind – und dass der größte gemeinsame Nenner vor allem Toleranz gegenüber abweichender Meinung sein würde.

So waren sich der jüdische Vize-Bürgermeister Haifas und sein christlich-arabischer Vize in Vielem uneins: „Wer als Attentäter explodiert, tut es nicht, um ein neues palästinensisches Homeland zu etablieren“, sagte der Jude Shmuel Gelbhard. Ihn unterstützte von der deutsch-israelischen Gesellschaft in Bremen Hermann Kuhn: „Nach meiner klaren Überzeugung sind das keine Verzweiflungstäter, sondern Menschen, die unter Druck gesetzt werden“. Mit Arafat, der Terrorismus gut heiße, sei Frieden nicht verhandelbar. Bemerkungen, die der Araber mit israelischer Staatsangehörigkeit, Elias Matanes, mit Kopfschütteln quittierte. Man müsse den gewählten Präsidenten Arafat anerkennen, sagte er – und bekannte zugleich, er fühle sich wie „zwischen Hammer und Amboss“. Weder für die eine noch für die andere Seite könne er wirklich sprechen. „Wir sind als Araber gleichberechtigte Israelische Bürger, auch wenn wir eine arabische Identität haben“, hatte er zuvor erklärt.

Die nordisraelische Hafenstadt Haifa, in der über die Hälfte der Bevölkerung arabischer Herkunft ist, gilt als Ausnahmestadt. Zwar gab es auch dort Anschläge mit Todesfolge – „aber das ist für uns umso mehr eine Herausforderung, zu zeigen, dass Zusammenleben möglich ist“, formulierte Matanes fast diplomatisch. „Wir versuchen nach demokratischen Spielregeln zu leben.“ Sein jüdischer Bürgermeisterkollege von der Grünen Liste hatte Haifa zuvor als Stadt beschrieben, die das Potenzial habe, eine Brücke zwischen den Kulturen zu bilden. „Von Haifa nach Damaskus ist es so weit wie von Haifa nach Tel Aviv.“ Einig waren sich beide darin, dass Voraussetzung für Verständigung sei, die Leiden der Opfer der anderen Seite anzuerkennen.

„Für mich ist es wichtiger, Menschen zu gewinnen, die miteinander leben wollen, als Staaten“, sprach schließlich Ex-Bürgermeister Hans Koschnick, zuvor EU-Verwalter in Mostar, das Schlusswort des Abends. Das müsse auch die Zukunft der von ihm 1947 mit initiierten ersten Bremer Städtepartnerschaft bleiben – nach innen und nach außen. ede