Putschaffäre am Äquator bleibt mysteriös

Wer genau im März mit Söldnern das Regime des Ölstaates Äquatorial-Guinea stürzen lassen wollte, bleibt weiter unklar. Denn der als Finanzier verdächtigte Mark Thatcher drückt sich in Südafrika hartnäckig vor einer Aussage

JOHANNESBURG taz ■ Die juristische Aufklärung der Hintergründe des mysteriösen Putschversuches im Ölstaat Äquatorial-Guinea im März unter Beteiligung weißer Söldner verzögert sich immer weiter. Ein Gericht in Kapstadt verhandelte letzte Woche drei Tage lang darüber, ob der in Kapstadt lebende britische Geschäftsmann Mark Thatcher von den Justizbehörden Äquatorial-Guineas im Rahmen ihrer Ermittlungen über die Hintermänner des Putschversuches verhört werden kann. Am Ende verschob es die Entscheidung darüber auf unbestimmte Zeit.

Thatcher habe das Recht zu schweigen, argumentierten die Anwälte des 51-Jährigen, der am 25. August in seinem Haus im Nobel-Wohnviertel Constantia bei Kapstadt unter dem Verdacht der Finanzierung des Putschversuchs festgenommen und später durch eine Kautionszahlung seiner Mutter Margaret Thatcher freigelassen worden war. Mark Thatcher selbst ist bereits wegen Verletzung der südafrikanischen Antisöldnergesetze angeklagt und soll dazu Ende November von den Südafrikanern verhört werden. Die Äquatorial-Guineer wollten ihn eigentlich schon Ende August vernehmen, aber die für September angesetzte Anhörung wurde mehrfach verschoben und jetzt ist nicht einmal klar, ob sie überhaupt je stattfindet.

Die Strafverfolger aus dem westafrikanischen Ölstaat hatten 43 Fragen für Thatcher formuliert, die durch einen südafrikanischen Staatsanwalt in Kapstadt im Gericht gestellt werden sollten. Sie sollen Aufschluss geben über Thatchers Freundschaft und geschäftliche Beziehungen zu seinem Nachbarn in Constantia, dem Briten Simon Mann. Er steckte nach bisherigen Erkenntnissen als Hauptdrahtzieher hinter dem geplanten Putsch und war in Simbabwe am 10. September zu 7 Jahren Haft verurteilt worden. Die 69 mit ihm angeklagten ehemaligen Söldner erhielten Strafen in Höhe von 12 bis 16 Monaten. Sie waren ebenfalls mit Simon Mann an Bord des Flugzeuges gewesen, das Anfang März nach einem unerlaubten Flug von Südafrika nach Simbabwe in der dortigen Hauptstadt Harare wahrscheinlich durch einen Tipp der südafrikanischen Seite gestoppt worden war. Die Männer, alle frühere Kämpfer für Südafrikas Apartheidregime, wollten in Harare Waffen an Bord nehmen und behaupteten bei ihrer Festnahme, auf dem Weg zur Sicherung von Bergbauminen in der Demokratischen Republik Kongo gewesen zu sein. Parallel dazu war in Äquatorial-Guinea ein weiteres Söldnerteam unter Leitung des Südafrikaners Nick du Toit aufgegriffen worden.

Thatcher war der prominenteste einer Reihe internationaler Geschäftsleute mit Afrika-Interessen, die im Zuge der Gerichtsverfahren gegen die Söldner in Simbabwe und Äquatorial-Guinea als Hintermänner und Finanzierer des geplanten Putsches genannt wurden. Im Falle einer Befragung durch Äquatorial-Guineas Strafverfolger müsste er Auskunft über seine Bankkonten und erhebliche Transaktionen zwischen März und Juni dieses Jahres geben. Er soll nämlich mit etwa 275.000 US-Dollar an der Finanzierung des Coups beteiligt gewesen sein. Das Geld floss in einen Hubschrauberkauf. Thatcher behauptet, die Maschine sei eine Luftambulanz für Westafrika gewesen.

Weitere Fragen drehen sich um Thatchers Kontakte zu Elie Khalil, einem britischen Geschäftsmann libanesischer Herkunft mit Ölinteressen in Nigeria, der ebenfalls in das dubiose Netz der Söldneraktivitäten verwickelt ist. Auch soll Thatcher klarstellen, ob er in einem Johannesburger Hotel im März dieses Jahres anwesend war, als dort die Planung des Putsches abgeschlossen wurde.

In Äquatorial-Guinea selbst sitzen wegen des Putschversuches 15 ehemalige südafrikanische Söldner in Haft. Ihrem Anführer, Nick du Toit, der nach Folter gestanden hatte, droht die Todesstrafe. Der Gerichtsprozess sollte in Malabo längst begonnen haben, doch wegen Todes eines der Anwälte ist er verschoben worden.

Thatcher, der seit seiner Ankunft vor zehn Jahren in Constantia in Kapstadts elitären Kreisen lebt, hatte kurz vor seiner Verhaftung im August seine Abreise aus Südafrika geplant. Derzeit verkauft er sein Luxusanwesen mit Panoramablick. Es ist laut Mike Greef, Geschäftsführer der Makleragentur Greef, für drei Millionen Euro auf dem Markt – den höchsten Kaufpreis, der jemals in Constantia gezahlt worden ist.

MARTINA SCHWIKOWSKI