Moto-World stottert

In Moers soll gegen den Willen der Anwohner ein Motorsportpark entstehen. Heute gibt die Rats-Koalition ihre Entscheidung bekannt

Rudolf Niedobetzki (CDU): Das Projekt sollte vorangetrieben werden

VON KARSTEN SCHÜLE

Der Kohlenhuck bei Moers, ein etwa 100 Hektar grosses Gelände, direkt an der Autobahn 57. Hier wird Kies abgebaut und Bergematerial aufgeschüttet. Ende 2005 läuft der Nutzungsvertrag aus. Heute gibt die Moerser Rats-Koalition aus SPD, FDP und Grünen bekannt, ob auf dem Kohlenhuck für 125 Millionen Euro ein Motorsportpark entstehen wird: Die Moto-World-Moers, der niederländische Multimillionär Harry Maessen will sich mit bis zu 60 Millionen Euro beteiligen.

Im Jahr 2003 war sich die damalige Rats-Koalition einig. SPD, FDP, CDU und Grüne sprachen von einem „interessanten Projekt“, die CDU sah gar eine einmalige Chance aufziehen. Mitte 2004 entstand der neue Gebietsentwicklungsplan: Die Moto-World sollte kommen. Nur die Grünen, die das Projekt anfangs noch kritisch begleiten wollten, lehnten ab. Die neue Ampelkoalition sieht das mittlerweile genauso.

Otto Laakmann, Fraktionsvorsitzender der FDP, einst vehementer Befürworter der Moto-World, verweist auf ein Konsultationspapier: Das Projekt könne auf Grund der zu erwartenden Umweltbelastung und Lärmbelästigung nicht weiter verfolgt werden. „Eigentlich“, so Christopher Schmidtke, stellvertretender Fraktionsvorsitzender bei den Grünen, „wurde der Beschluss nur zwischen uns und der SPD beschlossen“, die FDP habe nur zugestimmt. Die SPD war bislang zu keiner Stellungnahme bereit. „Kein Wunder“, erklärt Schmidtke, die Entscheidung eines letzten von fünf SPD-Gremien stand noch aus.

Wilhelm Wens, Mitglied der Interessengemeinschaft gegen Moto-World, sieht sich in seinem Engagement bestätigt: „Wir haben Informationspolitik betrieben. Da wusste doch keiner, wie groß, wo genau und was da gebaut werden soll.“ Investor Maessen gehört bereits im niederländischen Venray eine Rennstrecke. Die habe man aufgesucht, um sich ein Bild machen zu können. Da seien sich die Anwohner dann sicher gewesen: So etwas wolle man hier nicht haben. Dann sei man auf die Fraktionen zugegangen und habe zu einer Vor-Ort-Veranstaltung geladen mit Motorrädern, Dragster und Videoaufzeichnungen aus Venray. „Wir haben die Moto-World auf eine Karte reproduziert“, sagt Wens. Erst dann habe der Rat verstanden, was da eigentlich auf sie zukomme. Zu euphorisch will Wens aber nicht sein. Beschlüsse des Moerser Rates und des Regionalrates stünden noch aus. Man sei aber zuversichtlich.

Mut macht den Moerser Anwohnern auch eine Nachricht aus den Niederlanden: Nach Bürgerprotesten wird das Motordrom in Venray geschlossen. „Auch dort hat es heftige Bürgerproteste gegeben“, weiß Wens – der Unternehmer Maessen habe schließlich darauf reagiert: Er wollte auch in Zukunft am Ort wohnen bleiben.