Doppelt hält schlechter

RUHR taz ■ Die Stadt Düsseldorf hat erstmals eingeräumt, dass es wegen Pleiten und Pannen in der Verwaltung ein Millionenloch in der Stadtkasse gibt. Bei der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch Abend begründete Kämmerer Helmut Rattenhuber (CDU) das Problem mit Fehlern bei der Umstellung auf einen neues Computer-Abrechnungssystem. „Wir haben mit solchen Fehlern und so großen Verwerfungen nicht gerechnet“, sagte Rattenhuber. Nach taz-Informationen wurde die Software im Rahmen der Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF) installiert. Die NKF-Reform ist vom Land NRW vorgeschrieben und beinhaltet den Wechsel vom jahrhundertealten Kameralismus zur kaufmännischen, doppelten Buchführung.

Die Düsseldorfer Grünen kritisierten gestern, dass die Fraktionen zu spät über die Vorgänge informiert worden seien. „Es wäre auch gescheiter gewesen, das neue System nicht mitten im Haushaltsjahr, sondern zu Beginn eines neuen Abrechnungszeitraums einzuführen“, sagte die grüne Fraktionsgeschäftsführerin Karin Trepke. Die wegen der Computer-Panne in Düsseldorf nicht eingetriebenen Bußgelder, Gebühren sowie Beiträge sollen in den nächsten Monaten kassiert werden. Im März 2005 will die Stadt ihr Millionenloch so wieder füllen.

Auch bei anderen Einrichtungen in NRW gibt es Startschwierigkeiten bei der Umstellung auf die neue Buchhaltungs-Software. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) ist bereits seit Jahren mit dem Neuaufbau ihres Rechnungswesens beschäftigt. Während die Stadt Düsseldorf mit dem Software-Produkt KIRP arbeitet, hatte sich die LEG – eine 100-prozentige Tochter des Landes NRW – zunächst für den Marktführer SAP entscheiden. „Diesen Versuch haben wir abgebrochen“, sagt LEG-Sprecher Eric Thiel. Wegen technischer Probleme und zu hoher Kosten in der Umstellungs-Phase habe man den Versuch mit SAP „wieder begraben“. Die Umstellung auf das neue Rechnungswesen liefe noch. Erst Anfang 2005 falle die Entscheidung über ein Nachfolge-Produkt. M. TEIGELER