videoplastische sendeprobleme von MICHAEL RUDOLF
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Nachdem ich bis Ende 1998 alle Platten der amerikanischen Band Primus gekauft und auswendig gelernt hatte, machte ich ihre Homepage ausfindig und entdeckte, dass „quite possibly the greatest video compilation ever made“ erschienen sei. Her damit! Unter artistdirect.com ermittelte ich den Kaufpreis und eine Adresse, wohin ich 19.99 Dollar schicken könne. Bei einer anderen Band hatte dies einwandfrei geklappt. Bei Primus klappte es nicht.

Auf Nachfrage erfuhr ich, die Bucks seien nie angekommen. Auch der zweite Versuch schlug fehl. Glücklicherweise stieß ich auf einen deutschen Anbieter, der gegen Vergütung der astronomischen Importkosten bereit war, das Video zu beschaffen. Und ich fand zwei Verbündete, mit denen ich mir qua Kostenteilung diese Anschaffung erschwinglich machen wollte. Selbst durch drei geteilt ein sehr ansehnlicher Betrag. Schon nach einem Vierteljahr kam die Sendung mit „Primus: Videoplasty“ an, und ein neues Erdzeitalter konnte beginnen. Aber nicht bei mir. Schließlich hatte ich vergessen, dass dieses Produkt nur im amerikanischen NTSC-Format, also für europäische Augen unansehnlich vorlag.

Ein Freund in H. bot an, es schnell und völlig unkompliziert zu überspielen inklusive zweier Kopien für die Kostenteilungs-Verbündeten. Die Attribute änderten sich bald in langsam und völlig kompliziert. Aus beruflichen Gründen war sein täglicher Freizeitvorrat auf etwa drei Zehntelsekunden zusammengeschmolzen. Also regte ich nach einem Jahr geduldigen Harrens an, er möge mir das Video retour schicken. Das klappte erst, nachdem ich ihm den Kaufpreis genannt hatte, der ihn von der Rücksendung entbände. Nach einem Vierteljahr bekam ich „Primus: Videoplasty“ wieder.

Nun fragte ich mehrere örtliche Elektronik-Anbieter, ob sie wohl …? Sie flüsterten Preise, die mein Unterfangen unweigerlich zum Spaß verschwendungssüchtiger Kreise würde werden lassen. Die rettende Idee kam mir im November 2002, als ich einem befreundeten TV-Redakteur den Sachverhalt darlegte. Er bestärkte mich in der Hoffnung, dies könne alles ruckzuck über die Bühne gehen, ins Funkhaus solle ich es schicken, die Kollegen machten das schon.

Die Weihnacht verstrich und auch der eine oder andere Höflichkeitsmonat. Dann entschied ich mich für klärende Verhältnisse. Die „Kollegen“ im Funkhaus beteuerten allerdings, „Primus: Videoplasty“ bereits vor Weihnachten auf PAL überspielt und beide Versionen abgeschickt zu haben.

Meinen videoplastischen Schilderungen können Sie unschwer entnehmen, dass beide Videos bisher ihr Ziel nicht erreicht haben. Und jetzt können Sie lesen, dass ich überhaupt an der wahren Existenz dieses Videos zu zweifeln begann. Heute fahndete ich daher auf der amerikanischen Homepage eines weltgrößten Internethändlers und fand, von allen hiesigen Vorgängen völlig unberührt: „Primus: Videoplasty“ für 19,99 Dollar. Abermals zuckte mein Verlangen gefährlich auf, schon wegen der neuerdings angebotenen Primus-DVD mit dem Titel „Animals Should Not Act Like People“. 29,99 Dollar Lösegeld verlangen die Importeure. Was würden Sie an meiner Stelle tun?