Neuber alias Fischer

Der neue Chef des RWE-Aufsichtsrates ist der Alte

Die Freunde des rheinischen Kapitalismus können aufatmen: Friedel Neuber ist nicht tot – der „rote Wirtschaftspate“ hat nur einen anderen Namen angenommen. Er nennt sich jetzt Thomas R. Fischer, trägt sein Haar etwas länger, ist zwölf Jahre jünger (57) und sportlicher (Boxen statt Jagen). Bei der Frischzellenkur hat sich der Autodidakt aus Rheinhausen auch eine hübschere Vita zurecht gelegt: Auf den SPD-Stallgeruch musste der einstige Landtagsabgeordnete bei seiner Wiedergeburt verzichten, dafür kann er jetzt auf eine Karriere bei der Deutschen Bank verweisen. Doch sonst ist alles beim Alten geblieben:

So gab der Energiekonzern RWE gestern bekannt, dass Thomas Fischer nun Neubers Job als Aufsichtsratsvorsitzender übernehmen wird. Altersweise wurde Fischer bereits Anfang 2004 zum Chef der West LB gerufen, Fischers ‚alter ego‘ Neuber leitete die Landesbank bekanntlich von 1981 bis 2000. Damit nicht genug: Auch die traurigen bundesdeutschen Bankkollegen müssen nicht auf Neubers Weisheiten und Kontakte zwischen Politik und Geld verzichten. Denn am Donnerstag wurde Fischer zum Präsidenten des Bundesverbands Öffentlicher Banken (VÖB) gekürt; Neuber hatte diesen Job von 1987 bis 2001, war Ehrenmitglied des VÖB.

Natürlich sitzt Fischer auch bereits im Aufsichtsrat des Reiseriesen TUI – schließlich war auch das ein wesentlicher Baustein des Neuberschen Gesamtkunstwerks: Zusammen mit dem heutigen TUI-Boss Michael Frenzel verwandelte Neuber den angeschlagenen Industriekonzern Preussag erst in den modernen Touristikgiganten TUI.

Ein letzter Coup von Neuber alias Fischer steht aber noch bevor: Am 11. November wird die TUI bekannt geben, wer dort neuer Aufsichtsratsvorsitzender wird. Aussichtsreichster Kandidat ist – natürlich – Thomas Fischer. Und wer diesem Gremium zuvor vorstand, wen Fischer dort beerben wird? Na, raten Sie mal.

CHRISTOPH SCHURIAN