Schmierigkeiten bei der Bahn

Vergangenen Herbst kämpften NRW-Züge gegen Schmierfilme auf Schienen – Verspätungen und Totalausfälle verärgerten die Bahnkundschaft. Dieses Jahr fahren die Züge nur etwas pünktlicher

Christian Schirmer über die Bahn: „Die sind immer gut für rätselhafte Aussagen“

VON KARSTEN SCHÜLE

Pendler erinnern sich ungern an den nahezu Total-Zusammenbruch des nordrhein-westfälischen Schienenverkehrs im vergangenen Herbst. Damit sich so etwas in diesem Jahr nicht wiederholt, haben verschiedene Seiten schon frühzeitig interveniert. NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD): „Ich habe die Deutsche Bahn nachdrücklich aufgefordert, Abhilfe zu schaffen.“ Aber trotz der so genannten Pünktlichkeitsoffensive hat die Bahn mit Verspätungen zu kämpfen.

„Bereits im Sommer des laufenden Jahres kam es zu vermehrten Verspätungen auf der S-Bahnlinie 7, zwischen Solingen und Düsseldorf“, erzählt Christian Schirmer, Leiter der Schlichtungsstelle Nahverkehr, einer Einrichtung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Schuld gewesen sei die Zugumstellung. Die Verspätungen im vergangenen Jahr hingen nach Bahnangaben in erster Linie mit dem Schmierfilm zusammen, der sich bei Herbstwetter auf Schienen verstärkt bildet. Genaues Bremsen ist mit den modernen Lokomotiven und ihrem leichten Gewicht dann kaum noch möglich. Also tauschte die Bahn sie vermehrt gegen schwere Zugmaschinen älteren Semesters. „Mitte August haben wir die Bahn angeschrieben, mit der Bitte, sich zu dem Missstand auf der S-7 zu äußern. Bis heute haben wir keine Antwort erhalten“, ärgert sich Schirmer. Daran lasse sich doch wohl deutlich sehen, wie wichtig der Bahn die Belange ihrer Kundschaft seien.

Die Bahn ist sich dagegen sicher, im Vergleich zum vergangenen Jahr eine Verbesserung erreicht zu haben. Ergriffene Maßnahmen wie die Zugumstellung, der Einsatz von Schienenpflegesystemen, eine bessere Informationspolitik und die Freigabe von Fernverkehrszügen hätten Wirkung gezeigt. Frank Gassen-Wendler, Bahn-Sprecher in Nordrhein-Westfalen: „Im Oktober hat sich die Pünktlichkeitsquote im Vergleich zur gleichen Zeit des Vorjahres um zwei Prozent verbessert.“ Für ihn Beweis genug, dass die ergriffenen Maßnahmen Wirkung zeigten. Zufrieden stellend sei die Situation noch immer nicht. „Wir liegen gut, aber noch nicht gut genug“, so Gassen-Wendler weiter. Eine Nachricht des WDR, es sei im Herbst vermehrt zu Verspätungen gekommen, bezeichnet er als „Unsinns-Meldung“, verweist aber gleichzeitig darauf, dass die wirklich schwierige Zeit mit stürmischem Herbstwetter erst noch bevorstehe.

Bei der Verbraucherzentrale orientiert man sich lieber an anderen Zahlen: 190 erboste Pendler hätten sich in den ersten drei Oktoberwochen gemeldet. Ein Anstieg des Beschwerdeaufkommens um 25 Prozent. Christian Schirmer bezeichnet den Bahn-Service als indiskutabel: „Wir fordern die Bahn auf, die allgemeine Transparenz zu erhöhen, sowie im Verspätungsfall zusätzliche Fernverkehrszüge freizugeben und für eine bessere Informationspolitik zu sorgen.“ Es könne einfach nicht sein, dass Pendler dieses Chaos täglich über sich ergehen lassen müssten. Ob die Zahlen dann besser seien als im vergangenen Jahr oder nicht, spiele dabei gar keine Rolle. „Manchmal würde es doch schon ausreichen“, so Schirmer, „wenn nach Verspätungen in den Zügen kostenloser Kaffee ausgeschenkt würde“.