Mahnmal rückt näher

Nach einem Gespräch zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und Ministerin Weiss ist Einigung möglich

BERLIN taz ■ Ein wenig haben sich die Fronten im Streit um ein Mahnmal für die Sinti und Roma aufgeweicht. Nach einem Besuch von Vertretern des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma bei Kulturstaatsministerin Christina Weiss bekräftigte diese: „Wir werden das Mahnmal bauen.“

Zugleich ging Weiss teilweise auf die Forderung des Zentralrats ein, das Denkmal mit einem Zitat des Exbundespräsidenten Roman Herzog aus dem Jahr 1997 zu versehen. Dieses Zitat ist nun eine von vier möglichen Inschriften, die Christina Weiss vorschlägt. Allerdings bittet sie den Zentralrat darum, die Vorschläge auf einer für Januar geplanten öffentlichen Historiker-Konferenz zu diskutieren. Der Zentralratsvorsitzende Romani Rose lehnt eine Diskussion über die Vorschläge ab. Er beharrt auf dem Herzog-Zitat und betont, dass sich der Zentralrat nicht an dem Symposium beteiligen werde.

In der Nazizeit waren rund 500.000 Sinti und Roma in Konzentrationslagern umgebracht worden. Im Zuge der Diskussion um das geplante Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Brandenburger Tor forderten auch Vertreter der Sinti und Roma ein Mahnmal für ihre Opfergruppe. Seit zwei Jahren liegt ein Entwurf des Künstlers Daniel Karavan für das Denkmal vor. Im Frühjahr des Jahres sicherte der Bund zwei Millionen Euro für den geplanten Bau zu – eine Zusage, die auch Christina Weiss gestern noch einmal gab. Das Grundstück für das Mahnmal, etwa so groß wie ein Tennisplatz, stellt das Land Berlin kostenlos zu Verfügung. Es ist eine Lichtung im Tiergarten, südlich des Reichstages.

Der Zentralrat will auf dem Denkmal als Inschrift das sechs Jahre alte Zitat Herzogs haben. Der Bundespräsident sagte 1997: „Der Völkermord an den Sinti und Roma ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz und dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden. Sie wurden im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten systematisch und familienweise vom Kleinkind bis zum Greis ermordet.“ Gegen diese Inschrift wehrt sich die in Köln ansässige „Sinti-Allianz“, die den Begriff „Sinti und Roma“ nicht umfassend genug findet, weil damit nicht alle Menschen erfasst seien, die als „Zigeuner“ umgebracht wurden.

Kurz vor dem gestrigen Treffen mit Ministerin Weiss im Bundeskanzleramt kritisierte der Zentralratsvorsitzende Rose, mit immer neuen Strategien verzögere die parteilose Politikerin den Bau eines Denkmals für die Toten. Immerhin diesen Vorwurf wiederholte er nach dem Gespräch nicht mehr.

PHILIPP GESSLER