Neonazis, international

Rechtsextreme üben die Grenzüberschreitung

Programm ist schon der Name. Mobilisiert von einer rechtsex–tremen „Offensive Grenzland“ marschierten am Samstag Neonazis durch das rheinische Erkelenz. Auch der Ort des braunen „Heldengedenkmarschs“ zur Ehre von Wehrmachtssoldaten, die das verbrecherische NS-Regime bis zum Ende stützten, im Dreiländereck zwischen Belgien, den Niederlanden und der Bundesrepublik war kein Zufall: Deutsche und niederländische Neonazis verstärken ihre Zusammenarbeit. Zwar kann der nord–rhein-westfälische Verfassungsschutz noch keine „organisatorische Verzahnung“ von Rechtsextremen auf beiden Seiten der Grenze feststellen. Persönliche Kontakte aber nehmen zu.

So intensiviert etwa der Neonazi Christian Malocci, Ex-Kader der seit 1995 verbotenen FAP, seine Zusammenarbeit mit der rechtsextremen „Nederlandse Volks-Unie“ (NVU). Schon 2001 wollte Malocci, ehemals Funktionär eines „Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstags Adolf Hitlers“ freie Kameradschaften in den Grenzstädten Kerkrade und Herzogenrath aufmarschieren lassen – in Deutschland wurde der Aufzug wegen „nationalsozialistischen Gepräges“ und Gefährdung der öffentlichen Ordnung verboten. 2002 kandidierte Malocci als NVU-Parteisekretär sogar für den Kerkrader Stadtrat, erhielt aber gerade einmal 0,84 Prozent der Stimmen.

Der Rechtsextreme folgt damit der neuen Strategie der NPD-Parteiführung um Bundeschef Udo Voigt. Der wolle dem klassischen rechtsextremen Drei-Säulen-Modell – Kampf um Straße, Köpfte, Parlamente – eine vierte Säule hinzufügen, sagt ein NRW-Verfassungsschützer: „Voigt hat den Kampf um die Organisationen ausgerufen.“ Bisher weitgehend erfolglos: In der Erkelenz Innenstadt standen am Samstag 80 Neonazis 500 Bürgerinnen und Bürger gegenüber, die einem Protestaufruf von SPD und Grünen gefolgt waren. Das Motto: „Schöner Leben ohne Nazis“.

WYP