Piraten vor Somalia schlagen wieder zu

Griechischer Frachter gekapert. Bundesregierung fordert Stabilisierung von Somalia

BERLIN rtr/ap ■ Zum dritten Mal binnen einer Woche haben Piraten vor Somalia ein Schiff gekapert. Der griechische Frachter „M.V. Irene E.M.“ wurde in der Nacht zum Dienstag im Golf von Aden überfallen, wie die Internationale Seefahrtbehörde (IMB) in Kuala Lumpur mitteilte. Das Schiff fahre unter der Flagge von St. Vincent und den Grenadinen, sagte ein Sprecher der US-Marine. Bei den 23 Besatzungsmitgliedern handle es sich um Philippiner.

Die Piraten zeigten sich offenbar unbeeindruckt von der Erklärung des US-Präsidenten Barack Obama, der Piraterie am Horn von Afrika ein Ende zu bereiten. Scharfschützen der US-Marine hatten am Sonntag den amerikanischen Kapitän des Frachters „Maersk Alabama“, Richard Phillips, aus der Hand von Seeräubern befreit. Bei der Kommandoaktion wurden drei Piraten getötet und einer gefangen genommen. Die Seeräuber drohten Vergeltung an. Künftig würden alle Geiseln sofort getötet, wenn die Gefahr eines Angriffs bestehe, erklärte Piratenführer Jamac Habeb. Und die USA würden ganz besonders ins Visier genommen.

Nach Einschätzung der Bundesregierung muss sich die internationale Gemeinschaft stärker um eine Stabilisierung Somalias bemühen. „Ohne eine Befriedung der Lage an Land wird die Bekämpfung der Piraterie auf See schwerlich erfolgreich sein“, sagte Verteidigungsstaatssekretär Thomas Kossendey dem Deutschlandfunk am Dienstag. Somalia gilt als Prototyp eines zerfallenen Staates ohne Zentralregierung und funktionierende Institutionen. Ein UN-Einsatz zur Stabilisierung Somalias, an dem sich zeitweilig auch die Bundeswehr beteiligte, scheiterte 1995.

Kossendey appellierte an die internationale Gemeinschaft, der somalischen Übergangsregierung stärker zu helfen. Justiz, Verwaltung und Sicherheitsstrukturen müssten wiederaufgebaut werden, damit die Regierung im eigenen Land für Ordnung sorgen könne, sagte der CDU-Politiker. Auch die Vermittlungsgespräche zwischen den drei großen Bürgerkriegsparteien verdienten Unterstützung.