Massenprotest gegen Bush

Zehntausende Menschen demonstrierten in London gegen die Irak-Politik der USA und Großbritanniens. Bush-Statue aus Pappe errichtet und gleich umgekippt

BERLIN/LONDON taz ■ Mehrere zehntausend Menschen haben gestern in London gegen die Irak-Politik von Bush und Tony Blair demonstriert. Schulkinder liefen neben alten Menschen durch die Innenstadt, Frauen mit Kopftüchern neben Punks und Arbeitern. Viele schwenkten weiße Transparente, die einen roten Blutfleck und davor das Wort Bush zeigten. Sie riefen „George Bush, Terrorist“ und „Sie sind nicht willkommen, Mister Bush.“

Zu der Massenkundgebung gegen Bush waren rund 100.000 Teilnehmer erwartet worden. Die Polizei schätzte die Zahl gestern auf 30.000 Teilnehmer, britische Medien sprachen von 75.000 Demonstranten, die Veranstalter nannten 200.000.

Der Protestzug führte am Parlament und an Blairs Amtssitz vorbei zum Trafalgar Square. Dort wurde unter lauten „Buh“-Rufen eine sechs Meter hohe Bush-Statue aus Pappmaché enthüllt, die eine Raktete in den Händen hielt. Darauf stand „First Strike“ – Erstschlag. „Bush und Blair haben den Krieg geplant und zuerst angegriffen“, sagte ein Demonstrant, der seit Jahrzehnten Labour-Mitglied ist. „Kein Wunder, dass es Anschläge in Instanbul gibt.“ Die Demonstranten stürzten den Papp-Präsidenten später und sprangen jubelnd auf ihm herum. Die Aktion spielte auf den Sturz des Standbildes von Saddam Hussein durch US-Soldaten in Bagdad an.

„Der Präsident der USA ist hier nicht willkommen“, sagte ein anderer Demonstrant. „Unsere Regierung will ihn das vielleicht glauben machen, aber bei Gott, er sollte unser Land verlassen.“ Vor dem Regierungssitz in Downing Street versuchten berittene Polizisten eine laut buhende Menge zurückzudrängen.

Bush ist seit Dienstagabend in London und bleibt bis zum Freitag. Jeden Tag sollen 5.000 Polizisten für seine Sicherheit sorgen. Andy Trotter von der Londoner Polizei sagte, man wolle das Leben der Demonstranten genauso schützen wie das von Bush. „Wir haben in Istanbul gesehen, dass die Terroristen auf Unbeteiligte keine Rücksicht nehmen“, so Trotter weiter.

Die Polizei wendete Antiterrorgesetze an, um Verdächtige leichter festnehmen zu können. Am Mittwochabend waren bereits 30 Demonstranten festgenommen worden, die gegen Bush demonstriert hatten. DAS