Istanbul im Visier des Terrors

Bei zwei Anschlägen in der türkischen Metropole sterben mindestens 27 Menschen, 450 werden verletzt. Die Attentate am Tag des Bush-Besuchs in London richten sich gegen britische Ziele. Bush und Blair fühlen sich in ihrem Antiterrorkampf bestätigt

ANKARA/LONDON afp/dpa ■ Fünf Tage nach den Anschlägen auf Synagogen wurde Istanbul erneut von zwei Selbstmordattentaten erschüttert. Durch die Explosion mehrerer Autobomben, die gestern Vormittag vor dem britischen Konsulat und der britischen HSBC-Bank in die Luft gingen, wurden mindestens 27 Menschen getötet. Geschätzte 450 wurden verletzt. Unter den Toten ist auch der britische Generalkonsul Roger Short. Beide Anschlagsziele liegen im europäischen Teil der Stadt.

Augenzeugen bot sich ein Bild des Schreckens. Blutüberströmte Menschen irrten in Panik durch die Straßen; abgerissene Teile menschlicher Körper lagen auf dem Pflaster. Sechs Gebäude wurden völlig zerstört; diverse Autos brannten aus. Der türkische Justizminister Cemil Cicek sagte, es seien dieselben „gewalttätigen Methoden“ wie am Samstag angewandt worden. Der Polizei zufolge ließen die Attentäter Bomben desselben Typs detonieren. Ein anonymer Anrufer meldete sich bei der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu und sagte, die Anschläge seien eine „gemeinschaftliche Aktion“ von al-Qaida und der „Front der Vorkämpfer für den Großen Islamischen Osten“ (IBDA-C).

Der Terror überschattete den Besuch des US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush in Großbritannien. Bush und der britische Premier Tony Blair erklärten in London, die Attentate würden sie in ihrem Kampf gegen den Terror nur noch bestärken. „Einmal mehr zeigt der terroristische Feind sein Gesicht“, sagte Bush, „die Terroristen hassen freie Nationen. Ihre Grausamkeit ist Teil ihrer Strategie.“ Beide beteuerten, ihre Truppen würden auf jeden Fall im Irak bleiben, bis dort eine Demokratie aufgebaut worden sei. Auch die Europäische Union, Nato und UNO verurteilten die Anschläge in scharfer Form. Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte, die Attentate träfen „uns alle“. Das Auswärtige Amt empfiehlt, nicht unbedingt erforderliche Reisen in die Türkei bis auf weiteres zu verschieben.