„Handbikemovie“ im Lichtmeß
: Immer langsam, immer schöner

In diesem Film passiert nichts. Es gibt keine außerordentliche Geschichte zu erzählen. Besonders ist einzig und allein die andere Perspektive auf die Welt in Bewegung.

„Immer langsam, langsam, langsam – immer schöner“, singt der österreichische Musiker Otto Lechner am Ende des Films Handbikemovie von Martin Bruch. Kriechend langsam geht es über Landstraßen, Märkte und durch Städte. Sich daran zu gewöhnen, fällt schwer. Ungeduld macht sich breit. Dann ist Bruch wieder so schnell unterwegs, dass man sich festhalten möchte.

Der Österreicher Martin Bruch fährt mit seinem Handbike durch Städte Europas und der USA, immer mit der Kamera am Helm. London, Paris, Istanbul und Wien bereist er. Er schlängelt sich über den New Yorker Broadway, vorbei an hupenden Taxen und wartenden Bussen.

Der 1961 in Tirol geborene Bruch hat eine andere Perspektive der Fortbewegung – seine Perspektive – aufgenommen. An Multipler Sklerose erkrankt, kann er sich nur noch mit seinem Handbike fortbewegen. Er tritt nicht mit den Füßen in die Pedale wie beim Radfahren, sondern betreibt sein Bike über hydraulische Handkurbeln, die zugleich sein Lenker sind.

Im unteren Bild tauchen im gleichmäßigen Takt immer wieder die Bremskabel seines Fahrzeuges auf. Hin und wieder ist sein angestrengtes Atmen zu hören, wenn er sich mühsam Steigungen hochquält. Unkommentiert geht der Blick voraus. Passanten, die ihm nachschauen, werden nicht wahrgenommen.

Mit seinen Fotografien unter dem Titel Bruchlandungen hat Bruch bereits eine seiner Perpektiven festgehalten – die Perpektive nach dem Sturz. Mit Handbikemovie zeigt er, wie er die Welt in Bewegung wahrnimmt. Und dass er, trotz seiner Krankheit, überall hinkommt.

Jennifer Neufend

Do, 20 Uhr, Lichtmeß, Gaußstraße 25