der kommentar
: Manu Chao gibt’s am Kiosk

Seit dem G-8-Gipfel in Genua gilt der baskische Musiker als Ikone der Globalisierungsgegner. Den Worten und Klängen folgen jetzt die Taten

„Manu for president!“ skandierte das peruanische Publikum, als er einmal in Lima auftrat, unweit vom Amtssitz des damaligen Präsidenten Fujimori. Sein Album „Clandestino“ widmete er Subcomandante Marcos und den Zapatisten. Sein „Bongo Bongo“ war ein Welthit, auf dem G-8-Gipfel in Genua avancierte das Lied zur inoffiziellen Hymne aller Gegner der Globalisierung. Kritiker unterstellten dem „good guy“ allerdings Heuchelei, denn Manu Chao selbst stand in Diensten eines weltweit operierenden Unternehmens, der Plattenfirma Virgin. Das ist nun vorbei: Mit einer Konsequenz, die im Popgeschäft so selten ist wie ein Baggersee in der Sahara, hat er Virgin nun den Laufpass gegeben, ein eigenes Label (Radio Bemba) und einen eigenen Verlag gegründet – und seiner Musik einen völlig neuen Vertriebsweg gebahnt: Eine EP mit sechs Titeln ist derzeit nur an französischen Kiosken zu haben, in einer Auflage von 35.000 und zum Preis von 6,50 Euro. Auch das für November angekündigte Album („Sibérie m’était contéee“) soll lediglich an Zeitungsständen und von Obdachlosen vertrieben werden.

Es ist das erste Mal, dass ein Star von dieser Kragenweite freiwillig auf bewährte Vertriebskanäle verzichtet, sich gegen den Trend zur Monopolisierung stemmt – und nebenbei soziale Randgruppen an seinem Erfolg teilhaben lässt, indem er den zu erwartenden Reibach kurzerhand von oben nach unten umverteilt. So viel zur Politik. Warten wir den Pop ab, bevor wir Manu Chao zum Subcomandante Marcos des Pop ernennen. FRA