MODERNES LESEN: NEUE BÜCHER KURZ BESPROCHEN
: Hamburg

Christoph Twickel (Hrsg.): „Läden, Schuppen, Kaschemmen“. Edition Nautilus, Hamburg 2003, 256 Seiten, 14,90 €

Onkel Pö, Marktstube, Mitternacht, Front, Sorgenbrecher, Heinz Karmers Tanzcafé – in Hamburg sind diese Namen weltberühmt oder: Verdiente Veteranen des Nachtlebens zwischen St. Pauli und Eimsbush erzählen. Christoph Twickel, lange Zeit Chefredakteur des Hamburger Stadtmagazins Szene, hat Betreiber, Stammgäste und Sympathisanten von hanseatischen Kneipen und Clubs zusammengebracht und die Gespräche zu einer Oral History des dortigen Szenetreibens montiert.

Mit der Rentnerband geht es los, es folgen Punk und Neue Deutsche Welle, Abstürze im Subito (wenn es auf der Welt gerecht zuginge, müsste dieser Laden längst ein Museum sein), Hinwendung zum Hafen, Neuorientierung im Zeichen von Hamburger Schule und schließlich von HipHop. Herausgekommen ist nicht nur ein Buch für die einstigen Stammbesatzungen vor und hinter den Tresen (wobei, um aus dem Nähkästchen zu plaudern, dem Sparr ruhig mehr Raum hätte eingeräumt werden können). Ganz en passant erzählt der Band zudem von Aufbrüchen und Enttäuschungen, vom komplexen Gefüge einer Subkultur-Prominenz, von den Rahmenbedingungen populärer Kultur, kurz: ganz konkret von allen Themen, die auf dieser Zeitungsseite verhandelt werden. Legs McNeils und Gillian Andersons Buch „Please Kill Me“ sowie Jürgen Teipels „Verschwende deine Jugend“ dienen dabei als Vorbild.

Und was kann man daraus lernen? Dass von der flüchtigen Popkultur etwas bleiben wird. Zumindest kalte Asche, halbvolle Bierflaschen und irgendwann später ein paar Menschen, die sich an die nächtlichen Abenteuer von einst erinnern.