Angehörige Allawis im Irak entführt

Militante Gruppe fordert ein Ende der Offensive gegen die Stadt Falludscha innerhalb von 48 Stunden

BAGDAD/BERLIN rtr/dpa/taz ■ Im Irak sind gestern drei Verwandte von Ministerpräsident Ajad Allawi entführt worden. Dies gab ein Sprecher des Regierungschefs in Bagdad bekannt. Bei den Verschleppten handelt es sich um Allawis Cousin ersten Grades, den 75-jährigen Ghazi Allawi, sowie dessen Frau und einen weiteren Angehörigen. Alle drei hätten mit Politik nichts zu tun, hieß es.

Zu der Entführung bekannte sich die Gruppe Ansar al-Dschihad auf einer islamistischen Internet-Seite. Die Gruppe drohte mit der Ermordung der Geiseln binnen 48 Stunden, falls die Offensive gegen die Stadt Falludscha nicht beendet wird. Ob das Dokument echt ist, war zunächst unklar.

Abgesehen von Ausländern wurden in den vergangenen Monaten auch hunderte von Irakern entführt, meist von kriminellen Banden, mit dem Ziel, Lösegeld zu erpressen. Im vorliegenden Fall, bei denen die Opfer aus ihrem Haus entführt wurden, dürfte es sich allerdings eher um eine politisch motivierte Tat handeln. Regierungschef Allawi erhält täglich Todesdrohungen und steht unter massivem Schutz von Sicherheitskräften. Daher, so die Spekulationen in Bagdad, sind die Entführer offenbar auf ein leichteres Ziel ausgewichen.

Die Offensive gegen Falludscha, die auch gestern weiterging, hat bei vielen Irakern zu einem Aufschrei der Empörung geführt. Neben einer Zunahme von Anschlägen kam es gestern in den nordirakischen Ortschaften Tikrit und Howeidscha auch zu Protestkundgebungen. Wie ein Polizeioffizier mitteilte, blieben in Howeidscha außerdem Schulen und Behörden geschlossen, nachdem Aufständische zu einem Generalstreik aufgerufen hatten. Die Demonstranten zogen vor die Gebäude von Polizei und Nationalgarde und forderten die Sicherheitskräfte auf, die Befehle der Übergangsregierung nicht länger zu befolgen. Andernfalls müssten sie mit Angriffen rechnen.

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