Die Hände unter die Heizdecke

Ersatzspieler müssen nicht mehr frieren. Dirk Fach, Bruder von Trainer Holger, hat Heizdecken für Fußballer entwickelt. Nach ersten Tests im Amateurbereich sollen demnächst auch die wartenden Profis vor Kälte geschützt werden

WUPPERTAL taz ■ Der Mann steht nicht im Verdacht, regelmäßig an Kaffeefahrten ins Weserbergland mit anschließenden Verkaufsveranstaltungen teilgenommen zu haben. Die Idee zu einer Heizdecke für frierende Fußballer kam Dirk Fach eher von Berufs wegen. Er ist geschäftsführender Gesellschafter einer Solinger Firma, die unter anderem Heizsysteme für die Motorsportbranche produziert. Außerdem hat Fach einen Bruder, der Holger heißt. Der wurde vor kurzem als Trainer beim Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach geschasst. Von ihm ließ sich Nicht-Fußballer Dirk Fach schildern, wie es ist, wenn ein Fußballer 70 Minuten bei fünf Grad Celsius auf der Bank gesessen hat und dann zum Einsatz kommt.

Beides, also Job und Bruder, ließen bei Dirk Fach über Nacht eine Erfindung reifen, die jeden Ersatzspieler über das Los der harten (und kalten) Ersatzbank ein wenig hinweg trösten könnte. Als erste Mannschaft im deutschen Fußball profitierten die Kicker des Wuppertaler SV Borussia (wie auf dem Foto Oliver Ebersbach) von seinem neuen „Body-Cover-System“, dass für mollige Temperaturen rund um die unteren Extremitäten sorgt. Eine Carbon-Graphit-Folie mit Klettverschlüssen wird mittels einer Kabelverbindung zu einem Niedervolt-Trafo (ähnlich dem einer Spielzeug-Eisenbahn) auf maximal 37 Grad Celsius aufgewärmt und spendet so Kälteschutz. „Der Komfortgewinn für den Sportler ist dabei eher nebensächlich. Viel wichtiger ist der prophylaktische Gedanke, der dahinter steckt. Denn der Abkühleffekt ist ausgeschaltet, folglich wird auch das Verletzungsrisiko minimiert, wenn der Spieler eingewechselt wird. Außerdem sind die Decken wasserdicht“, erklärt Fach. Holger Fach war zunächst skeptisch ob der Erfindung seines Bruders. „Das ist er bei allen Dingen, die ich mache. Aber bei einem häuslichen Wärmetest hat er sich vom Effekt der Decken überzeugen können“, sagt Dirk Fach.

Erste Aufträge, wie sollte es anders sein, könnten aus Regionen kommen, wo es bereits jetzt schon empfindlich kühl ist. „Über eine Wuppertaler Werkzeugfabrik habe ich Kontakte zu den drei größten russischen Vereinen geknüpft, die sehr interessiert sind“, sagt Fach. Aber auch mit Borussia Mönchengladbach soll schon bald ein Vertrag über 35 Decken in den entsprechenden Vereinsfarben zustande kommen. Und Bayern-Manager Uli Hoeneß könnte laut Fach seine Hände künftig an Spieltagen ebenfalls unter der Decke lassen, wenn er sich nach Zugang eines Prospekts für die Erfindung des Tüftlers erwärmen würde.

THOMAS BESCHE