Familienhebammen nahezu ideal

Gesundheitsbehörde lobt Arbeit der 20 Familienhebammen. Nun soll der Etat für sie erhöht werden, der SPD ist das jedoch zu wenig. Sie fordert einen flächendeckenden Ausbau um die Geburtshelferinnen zu entlasten

„Hamburgs Familienhebammen arbeiten erfolgreich“, zu diesem Fazit kommt Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) angesichts einer in seinem Hause angefertigten Evaluation über die 16 Hebammenprojekte der Stadt. Insgesamt wurden in den Jahren 2006 und 2007 nach der Geburt ihres Kindes 422 Mütter unterstützt. In einer Umfrage unter den rund 20 Hebammen, die dort arbeiten, gaben 87 Prozent an, sie seien mit dem Betreuungsverlauf zufrieden. Die Mütter hätten einen sichereren Umgang mit ihren Kindern gefunden und Kontakt zu sozialen Netzen geknüpft.

Familienhebammen sind Geburtshelferinnen, die eine sozialpädagogische Zusatzausbildung haben und länger als die üblichen drei bis vier Wochen Hausbesuche machen. Neben den klassischen Aufgaben wie Geburtsnachsorge für die Mutter und Hilfe bei Pflege und Ernährung des Babys, gewähren sie „lebenspraktische Hilfe“ und unterstützen den Aufbau einer guten Mutter-Kind-Beziehung.

Die Hebammen seien „erfolgreich und effektiv“, lobte Wersich. „Dadurch, dass sie die Familien zuhause aufsuchen, bei Arztbesuchen begleiten und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen gewährleisten, ergänzen sie das Hilfesystem nahezu ideal.“ Der Senator kündigte an, die Anzahl der Hebammen zu erhöhen und den Etat in diesem Jahr um 132.000 Euro auf 597.000 Euro aufzustocken. Von dem Geld werden die Stundenkontingente in den bestehenden 16 Projekten erhöht, so dass an einem Standort möglichst zwei Familienhebammen etwa zehn Stunden arbeiten können.

Für die SPD-Familienpolitikerin Carola Veit ist dies zu wenig. „Die Familienhebammen sind überlastet“, sagt die Sozialpolitikerin. So habe zum Beispiel der Bezirk Mitte mit Billstedt und Veddel nur zwei Hebammenprojekte. Nicht zuletzt der Fall des toten Baby Lara aus Wilhelmsburg habe gezeigt, dass hier ein Defizit bestehe. Das Baby einer 18-jährigen Mutter war nicht zu den ärztlichen Vorsorgeterminen erschienen und am 11. März mit einem Gewicht von 4,8 Kilo gestorben. Es wäre hilfreich gewesen, sagt Veit, wenn in diesem Fall eine Familienhebamme auf das Kind geschaut hätte.

Um die Frage, wie viele Familienhebammen Hamburg braucht, gibt es seit Jahren Ärger. Laut Wersichs Sprecher, Rico Schmidt, wird es über besagte Etaterhöhung hinaus keine zusätzlichen Mittel geben. Auch eine Bedarfsanalyse ist nicht geplant.

Doch der Evaluationsbericht, der unter www.hamburg.de/bsg einsehbar ist, gibt Anlass zur Frage, ob der Bedarf größer ist. So wird dort lobend hervorgehoben, dass 18 Prozent der 422 erreichten Mütter „bis zu 19 Jahre alt“ waren. Dies ist aber angesichts von rund 15.000 Geburten und über 300 Teenagerschwangerschaften nicht viel. Veit sieht gerade hier bei den ganz jungen Müttern eine wichtige Zielgruppe und fordert eine flächendeckende Ausweitung auf alle Stadtteile. „Dies würde etwa eine Million Euro kosten“, sagt sie. Weil die Krankenkassen einen großen Teil der Hebammenkosten übernehmen, sei dies eine „preiswerte Geschichte“. KAIJA KUTTER