Auf vermülltem Gelände

Bremer Entsorgungsbetriebe laden Schulklassen zur Erlebnistour auf den stillgelegten Teil der Blocklanddeponie ein

„Cooler Ausblick“, findet Alena Schäfer. Vom mit fast 50 Metern höchsten Punkt des Bremer Müllbergs aus kann sie weit ins Blockland und über die Deponie schauen. Zusammen mit ihren MitschülerInnen ist die Fünftklässlerin der Gesamtschule West zur „Tour de Monte“ der Bremer Entsorgungsbetriebe aufgebrochen: einmal die alte Deponie rauf und wieder runter, eine Exkursion über 7,8 Millionen Kubikmeter Müll und durch das Dickicht, das darauf seit 15 Jahren wächst.

Von der Idee einer „entdeckenden Bergtour“, wie die Bremer Entsorgungsbetriebe ihre kostenlose Schulklassen-Rallye nennen, war Alena zunächst gar nicht begeistert: „Als der Lehrer uns gesagt hat, dass wir auf den Müllberg gehen, dachte ich: Das stinkt bestimmt ganz furchtbar.“ Ihre Klassenkameradin Lisa Holler sann gar auf Radikal-Abhilfe – per Nasenklammer. Doch ohne Klammer, dafür aber mit leuchtend-orangener Warnweste macht sie sich schließlich auf den Weg zum Gipfel. Der Geruch? „Ein Schock“, sagt sie.

Ein bisschen ist diese Bergtour wie Ostereiersuchen. Was wohl alles in der Deponie verbaut ist, lautet eine der Quizfragen, die die SchülerInnen beantworten sollen. Alena, Lisa und Franceska haben ein Team gebildet. Vor ihnen liegt ein großer Betonring, eine Metallplatte mit Griff obenauf: das erste „Nest“. Steinbrocken, Lehmklumpen, durchlöcherte Rohre tauchen auf. Dann der vierte Betonring: Kaum ist der Deckel gelüpft, flutschen Luftballons hervor, der Wind trägt sie davon.

Was das alles mit dem Müllberg zu tun hat? Die Steine und der Lehm, das finden die Kinder schnell heraus, die sollen die Unterseite des Berges abdichten, damit keine Schadstoffe ins Wasser gelangen, klar. Aber diese komischen Rohre? Da muss Wolfgang Hermann, Kundenberater der Bremer Entsorgungsbetriebe und zugleich „Bergführer“, mit Tipps weiterhelfen. Die Rohre, so lernen die Kinder, leiten das schmutzige Wasser zur Seite statt in den Boden. Und die Luftballons sind mit Gas gefüllt – der Müllberg produziert nämlich eine ganze Menge davon.

Entdeckungen locken indes auch fernab aller Quizfragen: Traktoren schleppen Anhänger voll Kompost den steilen und rutschigen Hang empor, Bauschutt und Steine ragen aus der matschigen, zerfahrenen Erde, im Gras schimmern unbekannte Blüten. Die kleinen Warnwestchen leuchten längst abseits der Wege. Auch die von Lisa. Der Geruch? Lisa hat sich an ihn gewöhnt: „Riecht ein bisschen nach Pferdestall“, sagt sie.

Ulrike Schröder

„Entdeckende Bergtour“ für Schulklassen auf der Blockland-Deponie jeden zweiten Dienstagvormittag. Informationen und Anmeldung bei Wolfgang Hermann, ☎ 0421 / 361-592 80.