Koloniale Federnwirtschaft

Schreiben, schmücken, schwimmen: Des Vogels Kleid als Geniestreich der Entwicklung ist das Thema einer neuen Ausstellung im Bremer Übersee-Museum

Bremen taz ■ Marlene Dietrich ließ den kanariengelben Traum von einem Mantel eigens für sich anfertigen: Ein bodenlanger Federumhang – geschaffen, um ihre berühmten langen Beine zu betonen. Nur für die Ausstellung „Federn kitzeln die Sinne“ ist er jetzt im Bremer Übersee-Museum zu sehen. „In den Shows von Las Vegas war eben das Exotische gefragt“, so die Ethnologin Dorothea Deterts. Und womit könnte man besser die Blicke auf sich ziehen als mit einer einer Ganzkörper-Federboa?

In ihrem naturkundlichen Teil widmet sich die Ausstellung der Millionen Jahre währenden Entwicklung von der Reptilienschuppe bis zur Gänsedaune. Ein Highlight hier: das fachmännisch gerupfte Rebhuhn. Wie ein Puzzle in tausend Einzelteile zerlegt, lenkt der Vogel den Blick auf die verschiedenen Funktionen seiner Federn zu Boden, zu Wasser und in der Luft. Doch die Exponate müssen vor dem schädlichen Einfluss starker Lichteinstrahlung geschützt werden. Die Beleuchtung wurde deshalb auf 100 Lux gedimmt. Zum Vergleich: Tageslicht hat 3.000 Lux. „Die Farben der Federn gewinnen dadurch. Man sieht ihre Leuchtkraft viel besser“, so Wiebke Ahrndt, wissenschaftliche Direktorin im Übersee-Museum.

Schmuck- und Bettfedern waren bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auch eine wichtige Handelsware. Das Beispiel der Schmuckfedern und ihr Einsatz an Damenhut und Abendkleid macht die wirtschaftliche Bedeutung der Feder deutlich. Solange Deutschland noch Kolonien hatte, konnte es selbst die Luxuswelt mit exotisch buntem Federvieh beliefern. Noch begehrter aber waren Paradiesvogelfedern aus Neuguinea. Das Paradies im Namen rührt übrigens nicht von der Farbenpracht. Die Vögel wurden per Schiff geliefert, ausgestopft als Balg, ohne Beine. In Europa rankte sich bald ein Mythos um sie: Immer im Himmel lebend hätten sie nie den Boden berührt. Sabine Henßen

„Federn kitzeln die Sinne“. Noch bis 10. April 2005 im Übersee-Museum. Di-Fr 9 bis 18, Sa und So 10-18 Uhr. Infos unter www.federnkitzelndiesinne.de oder ☎ 0421 - 16 03 81 90.