Schröder und die Zukunft in Bremen
: Mobile City gehört nicht zu den Ausgezeichneten

Bundeskanzler Schröder war in Bremen. Tausend schwarz gekleidete Männer kamen ins Kongress-Zentrum – zur „Initiative D 21“, „Deutschlands größte Partnerschaft zwischen Politik und Wirtschaft“. D21 steht für Deutschland im 21. Jahrhundert, ein Zukunftsprojekt. Kein Bärtiger in Blue Jeans war da, kein Computer-Freak, dem man zutrauen würde, in seiner Garage eine findige Idee zu entwickeln. Sondern gut verdienende Manager – und solche, die sich durch ihre Kleider als gemachte Leute darstellten.

„Wie Bremen zum führenden Standort für IT-Unternehmen geworden ist“, darf Henning Scherf erklären, sagt die PR-Leiterin der Initiative D21, Katharina Ahrens. „Wir wollen uns hier als Mobile City vorstellen“, erklärt Scherf. Und fügt mit sympathischem Understatement an: „Das habe ich alles aufgeschrieben bekommen.“ Auch für Nachfragen sei er präpariert. Wie viele Arbeitsplätze denn neu geschaffen worden seien, etwa. Und wie viele sind es? „126“, sagt Scherf. Neben ihm der Siemens-Chef verzieht keine Miene. Keiner scheint das komisch zu finden. 126.

Scherf nutzt die Pressekonferenz für eine seiner beliebten Märchenstunden. „Wir sind mitten in der Vorbereitung eines Baues“, sagt er, Mobile Solution Center. „Da warten viele, viele Bremer Unternehmer darauf, dass das kommt“, flunkert er. „Die sind auch schon drin, bevor der Bau begonnen hat.“ Und dann soll Bremen auch noch Testmarkt als „Mobile City“ werden: Alles mit dem Handy. Er sei ein „ideeller Gesamtlaie“, gesteht Scherf. Aber jedenfalls sei Bremen gut vorbereitet, überall seien die „Sender“ aufgebaut – „nein, Sender heißt das nicht, Antennen.“ Die Firma Bonsai bietet Bremen als Testmarkt an, wegen der übersichtlichen Grenzen.

Der Vorstandsvorsitzende der Initiative D21, Thomas Ganswindt vom Siemens-Vorstand, korrigiert ein wenig: „Es gibt auch andere Unternehmen in diesem Umfeld.“ Barbara Schwarze von der Initiative „Frauen geben der Technik Impulse“ beklagt, dass im Kindergarten der Computer zu wenig nahe gebracht würde. Und „70 Prozent derer, die heute keinen Computer zu Hause haben, sagen, sie haben keinen Bedarf.“ Keine Frage – das ist ein Skandal – und eine Herausforderung an die Industrie. Auch bei den alten Menschen wird Nachholbedarf diagnostiziert.

Und dann kommt Gerhard Schröder, der Kanzler, zur Preisverleihung an die Besten der Branche. Drei Unternehmen wurden mit je 50.000 Euro bedient – eines aus Düsseldorf, eines aus Hartmannsdorf in Sachsen, eines aus Hamburg. Keines aus Bremen. In der Jury sitzen T-Online, Siemens, Microsoft. „Von der Innovationsfähigkeit dieser Branche profitiert der Standort und die gesamte Gesellschaft“, erklärt Schröder in seiner Preisrede. Für Bremen hatte er auch eine Nettigkeit übrig: „Bremen hat ein strukturelles Problem: Wenn man in die Stadt kommt und einen guten Eindruck machen will, aber der Bürgermeister redet vor einem, dann gelingt einem das nie.“ K. Wolschner