Die Wildnis geht ins Geld

Teurer Techno-Park: erneut Geld für die Westerweiterung beschlossen. Stadt will rund 55 Millionen Euro in Erschließung investieren. Allein der neue Campingplatz verschlingt knapp 6 Millionen

Bremen taz ■ Nicht, dass der Kuhgraben ein großer Fluss wäre. Um den kleinen Kanal zwischen Universität und neu zu entwickelndem Technologiepark West zu überqueren, werden nichtsdestotrotz in der jüngsten Vorlage für die Wirtschaftsförderungsauschüsse 9,5 Millionen Euro für die „erforderlichen Brückenbauwerke“ veranschlagt. Die schwierigen Baugrundverhältnisse seien der Grund für diese hohe Summe, heißt es in dem Papier, das den Abgeordneten in den Ausschüssen letzte Woche präsentiert wurde. Diese Bodenverhältnisse sind es auch, die die Erschließung des gesamten Geländes zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit machen. Auch wenn hier und da noch nach günstigeren Lösungen gefahndet wird: Die Erschließung des 20 Hektar großen Geländes wird mit 55 Millionen Euro in zwölf Jahren beziffert.

Zur Erinnerung: Im März vergangenen Jahres hatte der Senat beschlossen, den Technologiepark nach Westen in Richtung Stadtwaldsee zu erweitern. Diesem Vorhaben fällt sowohl ein Teil der so genannten Uni-Wildnis zum Opfer als auch das Wäldchen zwischen Unisee, Hochschulring und Naturschutzgebiet. Denn dorthin soll der Campingplatz verlagert werden, der am jetzigen Standort die Ausweitung des Büro- und Gewerbeparks behindere. Allein für diese Verlagerung bewilligten die Ausschüsse – gegen die Stimmen der Grünen – 5,7 Millionen, hinzu kommen Zinsen, denn das Geld für den neuen Campingplatz – „mit gehobener Ausstattung“, so die Vorlage – hat Bremen gar nicht. Im ebenfalls schon teilweise kreditfinanzierten Investitionsprogramm für die Jahre 2005 und 2006 lässt es sich nicht unterbringen, also belastet man einfach das Jahr 2007 mit der Ausgabe. Bremen könne sich, so die Argumentation eines Gutachtens des BAW-Instituts, dem die große Koalition in ihrer Abstimmung folgte, dem Trend deutscher Großstädte zum niveauvollen Campen nicht verschließen. Insgesamt soll die „wirtschaftliche Tragfähigkeit“ der bislang defizitären Anlage durch die städtische Investition „verbessert“ werden. Schon im Frühjahr 2005 soll der neue Platz eröffnet werden.

Brückchenbau, Erdaustausch und Campingplatz-Verlegung sind aber nicht die einzigen Posten, die die Erschließungskosten in die Höhe treiben. Die „erheblichen Eingriffe in Natur und Landschaft“ durch den teilweisen Verlust der Uni-Wildnis und das Abholzen des Wäldchens für den Campingplatz schlagen ebenfalls mit 3,4 Millionen Euro zu Buche. Die Bremer Investitionsgesellschaft (big), die die Westerweiterung für die Stadt managt – Kostenpunkt: 540.000 Euro – geht davon aus, dass man ein Ausgleichswäldchen außerhalb der Stadtgrenzen Bremens schaffen muss.

Alles in allem errechnet sich aus dem besonderen Aufwand für die Fläche auch ein besonderer Preis. „Die Kosten liegen“, so heißt es in dem Papier, „aus heutiger Sicht mit 330 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zu anderen Gewerbestandorten relativ hoch.“ Genauer gesagt sind sie mehr als doppelt so hoch wie die Erschließungskosten des bestehenden Technologieparks mit 148 Euro im Süden und 116 Euro im Osten. Ein höherer Wert, so heißt es in der Vorlage, werde bislang nur in der Überseestadt erreicht, „wobei darin allerdings die Kosten für die Sanierung des Europahafens und die Anbindung an die Innenstadt berücksichtigt sind.“ Elke Heyduck